Sebastian Castro: Winterpride

Sebastian Castro: Winterpride. Männerschwarmverlag

Zehn Jahre nach der Veröffentlichung von „Unter Männern“ nimmt uns Sebastian Castro noch einmal mit nach Gran Canaria, dem wohl klischeebehaftetsten schwulen Urlaubsziel überhaupt. Der Ich-Erzähler Sebastian lebt mit seinem Ex Hasso zusammen. Als er einen Anruf seines Freundes Eduardo erhält, der ihn in sein nur halb gefülltes Doppelzimmer auf der spanischen Atlantikinsel einlädt, hält er noch am selben Abend die Flugtickets in der Hand. Aus der Aufforderung von Dolo, so der Tuntenname des in der DDR aufgewachsenen Kubaners, spontan zum Winterpride zu kommen, wird dann aber plötzlich eine zum Chaos neigende Gruppenreise. Die beiden treffen schließlich im Café Wien in Playa des Ingles aufeinander, „in einem der letzten analogen Schwulenparadiese“. Und dann nehmen die Verwicklungen ihren Lauf: Dolo (oder Maria Dolores) geht einem flüchtigen sexuellen Abenteuer nach, als plötzlich ihr Verlobter vor der Tür des gemeinsamen Hotelzimmers steht, dort aber nur Sebastian schläft – so lernen diese beiden sich kennen und konkurrieren jetzt faktisch um dieselbe Betthälfte. Doch selbst das füllt die Woche von Sonntag bis Sonntag noch nicht aus, denn plötzlich stehen auch noch Hasso und sein Neffe auf der Matte – und Letzterer braucht nicht lange, um vor Ort Anschluss zu finden. Das Hotelzimmer füllt sich also mit Männern, guter Laune, Zuneigung und Zickigkeit.

Manchmal tritt der Ich-Erzähler aus dem Text heraus. So behalten die Leser*innen grob den Überblick über die überraschenden Wendungen des 175 (sic) Seiten langen modernen Märchens. Die unwahrscheinlichen und teils abstrusen Wendungen – einschließlich schief gehendem Sex – tun der Unterhaltung keinen Abbruch. Und mehr als Unterhaltung und überraschende Abenteuer sucht schließlich kaum jemand auf Gran Canaria.

Ansgar Drücker

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