Inhalt lespress April 1999
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Guten Tag!


Kürzlich wurde von der Senatsverwaltung Berlin die erste empirische Studie im deutschsprachigen Raum zur Situation lesbischer, schwuler und bisexuell orientierter Jugendlicher durchgeführt. Die jetzt veröffentlichten Zahlen sprechen für sich: die Suizidgefährdung gleichgeschlechtlich liebender Jugendlicher ist vier mal so hoch wie die von heterosexuell
orientierten Jugendlichen. In der Studie stellte sich heraus, daß das Coming-out in der Regel zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr stattfand, zu einem Zeitpunkt also, wo die meisten Jugendlichen noch bei den Eltern leben. 2/3 der Jugendlichen haben beim Coming-out negative Reaktionen von ihrem Umfeld erhalten - von Beschimpfung bis hin zu körperlicher
Gewalt.
Positive Identifikationsmöglichkeiten sind in dieser Zeit nicht ohne weiteres vorhanden, sondern müssen sich mühsam Stück für Stück zusammengesucht werden.
Auch die lespress-Redaktion wird häufig von jüngeren Lesben kontaktiert, die Hilfe und Beratung suchen. Daß das Leben "da draußen" nicht immer so einfach ist, wie viele von uns sich das vorstellen, und gerade das Coming-out gegenüber den Eltern immer noch eine der größten Hürden darstellt, zeigte sich uns vor einigen Jahren, als eine junge Frau per e-Mail um Hilfe bat, auch weil sie mit der Lesbengruppe vor Ort überhaupt nicht zurechtkam. Auf unsere Antwort-Mail hörten wir leider nichts mehr von ihr - bis einige Monate später ihr Vater sich bei uns meldete. Er war auf der Suche nach Gründen für den Selbstmord seiner Tochter und hatte in ihrem Computer ihre letzte Mail, die sie an lespress geschickt hatte, gefunden. Unsere Antwort kam wahrscheinlich zu spät...Dieser Vorfall hat uns schon "umgehauen", uns aber auch deutlich gemacht, daß trotz steigender Präsenz von Lesben und Schwulen in den Medien gesamtgesellschaftlich noch sehr viel Arbeit geleistet werden muß.
Die in vielen Bundesländern geplanten und zum Teil schon durchgeführten Akzeptanzkampagnen sind also wichtiger denn je und dürfen nicht zum Spielball einiger Fraktionen werden. Sie dürfen vor allen Dingen nicht in den Ruf kommen, Geld zum Fenster hinauszuwerfen.
In diesem Sinne
Ihre Herausgeberinnen

 

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