lespress 12/98  

Aids

   

von Ulrike Anhamm

  Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes leben in der Bundesrepublik ca. 14.000 Frauen mit HIV und/oder Aids. Wieviele davon lesbisch sind oder leben, ist nicht bekannt. Daß Ende der achziger Jahre an vorderster Front ausgerechnet Lesben das Thema Frauen und Aids in die ACT-UP -Bewegung und die Aids-Hilfen einbringen, bewertet Harriet Langanke vom Netzwerk Frauen und AIDS als eher normal: "Der Motor der Frauenbewegung waren die Lesben, und das Thema Frauen und Aids wurde im Prinzip genauso angeschoben."  

  Eine der ersten, die sich im größeren Rahmen an die Öffentlichkeit wandte, war Bettina Flitner mit ihrer Anzeigenserie. In Anlehnung an die Aufklärungskampagne der damaligen Bundesgesundheitsministerin Rita Süßmuth und der BzgA warb sie mit anderen prominenten Lesben für die vordergründig sicherste Art, sich vor Aids zu schützen: Statt "Ich liebe mit!" (Kondom) empfahl sie: "Ich liebe ohne!" (Männer) und manifestierte das unglücklichste Mißverständnis und Vorurteil innerhalb der Lesbenszene: eine "echte" Lesbe bekommt kein Aids.
Daß wir nicht alle als Lesben aus der Wiege krabbelten und es somit Lesben gibt, die sich außerhalb ihres lesbischen Lebens ( z. B. durch eine heterosexuelle Vergangenheit oder durch Drogengebrauch) infiziert haben, ist inzwischen klar.
Es gibt also HIV-positive Lesben - nur wo sind sie? Offensichtlich ist es immer noch schwierig, sich in Lesbenkreisen zu "outen". Das stellten auch die Frauen fest, die Anfang November zum ersten bundesweiten Treffen positiver Lesben zusammenkamen:
"Eine der Teilnehmerinnen berichtete von einem Erlebnis in einem Café, wo sie mit einer Frau geflirtet hatte. Als es darum ging, zu welcher sie nach Hause gehen wollten und sie das Thema HIV ansprach, war die andere Frau prompt weg. Es war unschwer zu erkennen, daß sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer durch das Café bewegte, denn sie stand zum Schluß alleine da."
Bei ihrem Erfahrungsaustausch zum Thema "Lesbische Sexualität" waren sich die Frauen einig, den Begriff "Safer Sex" zu klären:
"Für uns beginnt Safer Sex da, wo wir offen über unsere Bedürfnisse, Wünsche und die Risiken für beide Partnerinnen reden. Bei One-Night-Stands ist es für uns selbstverständlich, uns zu schützen. Dabei legen wir großen Wert darauf, die Motivation zu klären: Wir betrachten in erster Linie nicht HIV als Risiko und wollen auch nicht als "giftig" oder "Virenschleuder" gesehen werden. Gefährlicher erscheinen uns andere sexuell übertragbare Krankheiten, die sehr viel häufiger vorkommen und wesentlich ansteckender sind. Für uns Infizierte können diese Krankheiten aufgrund unseres geschwächten Immunsystems sehr schnell bedrohlich werden und den Ausbruch von Aids begünstigen."
Wie erleichternd es ist, sich mit anderen auszutauschen und die Infektion als Teil des eigenen lesbischen Lebens zu akzeptieren, konnten die Teilnehmerinnen dieses ersten Treffens feststellen und laden herzlich ein zur Kontaktaufnahme über Gesa Beckmann, Tel.: 040-2804522.
  Links & Tips:

I. Brunn: "
Aids-Prävention bei lesbischen Frauen, eine empirische Studie", erhältlich über AH Düsseldorf


"
Frauen, HIV und AIDS", medizinischer Ratgeber der Deutschen AIDS-Hilfe, Dieffenbachstr. 33, 10967 Berlin


"
DHIVA", Zeitschrift des Netzwerks Frauen und AIDS, DHIVA- Redaktion: Ökonomierat-Peitzmeier-Platz 8, 59063 Hamm, Tel. und FAX: 02381-58469


"
Träume in Latex,, Safer Sex Leitfaden für Lesben", erhältlich bei: Entre Nous e.V, c/o SCHULZ, Kartäuserwall 18, 50678 Köln


"
Wer lutscht schon gern ein Dental Dam?", erhältlich bei örtlichen AIDS-Hilfen oder direkt bei der Deutschen AIDS-Hilfe (s. o.)


The ACT UP-New York Women & AIDS Book Group: "
Frauen und Aids", herausgegeben von , übersetzt und bearbeitet von Andra Hofmann, Petra Knust und Nicole D. Schmidt, Rowohlt-Sachbuch 9635

Außerdem empfehlenswert:
The Terrence Higgins Trust/Pride: "
A lesbian guide to sexual health - well sexy women", Video

Allgemein zum Thema und zur Geschichte von AIDS: Randy Shilts: "
Und das Leben geht weiter" ("And the band played on"), sowohl als Buch als auch als Video erhältlich.

Kontaktadressen:
Netzwerk Frauen und AIDS: Harriet Langanke, c/o Deutsche AIDS-Stiftung, Markt 26, 53111 Bonn
Frauenreferat der Deutschen AIDS-Hilfe, Dieffenbachstr. 33, 10967 Berlin
sowie alle örtlichen AIDS-Hilfen

Internet-Adressen:
http://www.aidshilfe.de (Deutsche AIDS-Hilfe)
http://www.aidshilfe.at (Österreichs AIDS-Organisation)
Außerdem erscheinen die HIVNachrichten kostenlos per E-Mail-Abo: einfach eine E-Mail schreiben an
HivNachrichten@gmx.de
Die HIVTherapieliste, in der sich HIV-Positive über ihre Erfahrungen mit verschiedenen Therapieformen austauschen, kann ebenfalls per E-Mail bestellt werden:
listserv@igs.noris.de (Subj:<leer>, Erste Zeile: CONNECT HIVTHERAPIE)
       
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