kolumne

 

  Mit dem Tretboot in Seenot  
 

Jedes Jahr fahren hunderte frischverliebter Pärchen in den Urlaub und kommen als Singles zurück. Was als gemeinsame Flitterwochen geplant war, entwickelt sich zum Horrortrip.
Wer träumt nicht im Alltag davon, einmal richtig Zeit für die neue Bekanntschaft zu haben und gemeinsam mit der von kapitalistischen Sachzwängen strapazierten Seele zu baumeln. Das kann Segen, aber auch Fluch sein. Denn nirgendwo lernt man sich so gut kennen wie im Urlaub.
Oftmals knallt es schon bei der Auswahl des Reiseziels. Der einen reichen vielleicht Fasten, Natur und Ruhe, aber die andere will Wein, Weib und Gesang. Sollte sich das Paar auf ein Ziel einigen können, lauert schon eine ganz andere Falle hinter der letzten Ausfahrt zum Ferienort. Oft reicht es nicht aus, den Namen der anderen zu kennen, zu wissen wo sie wohnt und wer ihre Ex-Freundinnen sind. Im Urlaub ist man nämlich mit der neuen Errungenschaft allein - ganz allein.
Außerhalb der gewohnten Umgebung und sozialen Kontrolle des Freundeskreises lassen viele ihre Hüllen fallen. Und das nicht nur an Orten mit hohen Außentemperaturen. Völlig enthemmt enttarnen sich zuvor noch als liebenswert schöngeredete Macken der neuen Flamme als ausgeprägte Charakterbehinderungen.
Und nur weil sie in der Heimatstadt gerne Händchen hält, heißt das noch lange nicht, daß sie auch außerhalb des Konkurrenzbereiches ihre ganze Aufmerksamkeit der eigenen Gattin widmet. Womöglich findet man auch selbst plötzlich Gefallen an den vielen attraktiven Frauen, die sonnengebräunt und amüsierwillig den Alltag nicht allein schwänzen wollen.
Aber nicht nur entfesselte Eifersucht ist ein Urlaubskiller. Oftmals gehen die Vorstellungen schon bei dem Wort "Ausschlafen" weit auseinander. Obwohl die eine damit 10 Uhr morgens meint und den Tag mit einem Spaziergang am Strand beginnen möchte, bevorzugt die andere eventuell "Rauschausschlafen" und schnarcht bis in den Nachmittag hinein. Oder der geplante Ausflug zu einer städtischen Wiege unserer Zivilisation findet ein jähes Ende in einem "kulturellen Mißverständnis". Wie peinlich, wenn die bessere Hälfte sich zu rassistischen Sprüchen wie "Du wollen meine Frau? Ich bekommen dafür 10 Kamele und einen Camcorder" versteigt und das auch noch für einen guten Witz hält.
Denn nichts ist demütigender als erst am Urlaubsort herausfinden zu müssen, daß sich an der Stelle, wo von einer rosabebrillten Geliebten zuvor ein Gehirn vermutet wurde, ein nasses Brötchen befindet.
Dann ist das Geschrei zwar groß. Aber dafür ist es nun zu spät. Die Tickets sind bezahlt, das Hotel gebucht und die Nerven zerrüttet.
Wünschen Sie sich trotzdem noch, gemeinsam auf einer einsamen Insel zu sein?
Bevor Sie jetzt vorschnell antworten, lassen Sie doch mal ihre Ex-Freundin in spe den Fragebogen ausfüllen - und dann können Sie sich immer noch entscheiden, ob Sie die schönste Zeit des Jahres mit dieser Person verbringen wollen.

1. Du stehst mitten in einer fremden Stadt und sucht das Kulturdenkmal. Wie stellst du das an?
a) Wenn diese Stadt was taugt, dann gibt es doch ein McDonalds an jeder Ecke.
b) Ich schmeiße meinen Baedeker in den Mülleimer und lasse mich vom Schicksal treiben.
c) Ich halte ein Taxi an und lasse mich hinfahren.

2. Du darfst 3 Dinge auf eine einsame Insel mitnehmen. Für welche würdest du dich entscheiden?
a) Grill, Dosenbier und meine 5-Liter Wasserspritzpistole
b) Bücher, Hängematte und ausreichend Schokolade
c) Handy, Kreditkarte und Insektenschutzmittel

3. Du bist im Urlaub. Was ist das erste, was du morgens hörst?
a) Die Frau, die gerade stark alkoholisiert über meine Zeltschnur gefallen ist
b) Das Hecheln der Atem-Gruppe im Garten
c) Den Zimmerservice

4. Du bist auf einer Wanderung durch den Wald und mußt dringend pieseln. Du
a) setzt dich kurz hinter einen Baum und wanderst dann weiter, ohne nur einmal deine Schuhe oder Hose zu kontrollieren.
b) rennst 100m in das blickdichte Unterholz und vergräbst hinterher sogar das mitgebrachte Klopapier.
c) rennst zielstrebig zum Auto, fährst zurück ins Hotel und benutzt das komfortable Klosett mit Wasserspülung.

5. Wahre Abenteuer findet frau heutzutage noch
a) am Zoll.
b) in einer Buchhandlung.
c) im Haushalt.

6. Größter Alptraum im Urlaub wäre
a) wenn das Bier ausgeht.
b) ein Zeltplatz voller Ex-Freundinnen.
c) nichts passendes zum Anziehen dabei zu haben.



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Stephanie Kuhnen