Megatrends und Anlagestrategien im Aktienbereich  
  Megatrends - am besten von Anfang an dabei sein

Megatrends im Aktienbereich bedeuten überdurchschnittliche Kursgewinne durch besondere gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische oder technische Entwicklungen. Das heißt, daß Aktien der Megatrend-Branchen im Durchschnitt viel stärker gestiegen sind, als die Indizes wie z.B. der DAX oder Dow Jones. Das führt natürlich zu der Erkenntnis: "Früh gewußt - viel verdient!".
Ein Megatrend an der Börse dauert häufig 10 bis 20 Jahre, bis er von einem anderen starken Trend ersetzt wird, wobei die Übergänge sehr fließend sind. Wenn man die Megatrends der Industrieländer in der Weltwirtschaft des 20. Jahrhunderts betrachtet, so zeigt die Vergangenheit folgende Abfolge: Ende 19. Jahrhundert bis ungefähr 1920: Rohstoffe/Bergbau. Danach bis ca. 1960: Auto, Chemie/Maschinenbau. Bis rund 1975 waren es dann Raumfahrt/Computer, und bis Ende der Neunziger Jahre waren und sind es noch die Software/Kommunikation.

Kurststeigerungen von mehreren Tausend (!) Prozent sind bei Megatrend-Aktien keine Seltenheit, wobei grundsätzlich auch das Risiko von Pleiten höher ist, da nicht alle Firmen bei Innovationen Schritt halten können, das zeigt besonders gut der Softwarebereich, in dem es auch genügend Mißerfolgsstories gibt.

Was werden nun die Megatrends der Zukunft sein ?
Wie immer - gibt es hierzu viele Experten mit noch mehr Meinungen, aber einige Bereiche kristallisieren sich heraus: viele Banker empfehlen weiterhin die Themen Telekommunikation, Hard- und Software inkl. Internet, wobei ich mich persönlich zu den BeraterInnen zähle, die viele Werte aus diesen Branchen schon für überbewertet sehen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (=Verhältnis des Gewinnes eines Jahres zum gesamten Unternehmenspreis bzw. Preis der Aktien) ist oft viel zu hoch. Besonders im Internetbereich hat das mittlerweile sehr seltsame Formen angenommen, und ob die Gewinne schon in den nächsten Jahren so viel besser werden, ist ungewiss. Außerdem: wie viele Bank-Berater und Anleger wissen denn z.B. daß der umsatzstärkste Internet-Buchhandel jeden Tag Riesenverluste einfährt, und von Gewinnen noch keine Spur zu sehen ist? Also Achtung vor möglichen Riesen-Seifenblasen!
Ein gesellschaftlicher Trend wird der immer größer werdende Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung sein. Hierdurch werden v.a. der Pharma- und Freizeitbereich als interessant angesehen.

Neben den Trends zur Informationsgesellschaft und dem steigenden Anteil älterer Menschen schreiben viele auch den Themen Bevölkerungswachstum allgemein sowie dem Qualitätskonsum eine bedeutende Zukunftsrolle zu. Das Bevölkerungswachstum wird sich auswirken auf Bereiche wie Nahrungsmittel und -gewinnung (ein Beispiel: China wird voraussichtlich bis in 30 Jahren Riesen-Weizenimporte nötig haben).
Durch die wachsende Bedeutung von Qualität und Marken im Konsum werden nicht nur in den Industrieländern Marken-Unternehmen zu den Gewinnern gehören, sondern auch die zunehmende Mittelschicht der immer wichtiger werdenden Schwellenländer (=Emerging Markets) werden eine große Rolle spielen - und das in vielen Bereichen!

So hat sich in den letzten Jahren ein Bereich als Megatrend herauskristallisiert, der nicht nur viele vorgenannten Trends vereint, sondern noch einige andere Hintergründe hat. Wie immer mehr Experten sehe auch ich einen Megatrend als den wahrscheinlich größten Gewinner: die in Zukunft voraussichtlich stark steigenden Preise der endlichen Rohstoffe!
Hierzu zählen alle nicht erneuerbaren Ressourcen wie Erdöl, Basismetalle, Edelmetalle.

Megatrend Rohstoffe

Unter dem Rohstoffbereich laufen an der Börse zwar auch Bereiche wie z.B. Papier und Zement, der Megatrend Rohstoffe bezieht sich allerdings auf die "endlichen" Ressourcen wie Erdöl, Basismetalle (u.a. Kupfer, Aluminium, Nickel, Zink) und Edelmetalle (Gold, Silber, Platin, Palladium). Viele Experten und Investment-Fondsmanager beschränken sich allerdings auf die Metalle, da Öl für eine strategische Ausrichtung als "zu politisch" gilt.
Die Geologen sind sich noch uneins, wie in ferner Zukunft einmal die schwierigeren Abbaubedingungen bei gleichzeitig verbesserter Technik Auswirkungen auf die Preise haben werden - der Megatrend Rohstoffe wird in den nächsten ca. 10 bis 15 Jahren wohl ganz andere Ursachen aufweisen:
die steigende Weltbevölkerung, die wachsende Bedeutung des Qualitätskonsums, die zunehmende Mittelschicht der immer bedeutenderen Schwellenländer (=Länder, die sich im Prozeß vom Entwicklungs- hin zum Industrieland bewegen), sowie die Globalisierung und Liberalisierung der Welthandelsmärkte (Rohstoffe werden auch im früheren Ostblock nicht mehr nach planwirtschaftlichen, sondern betriebswirtschaflichen Gesichtspunkten abgebaut).
Beispiel Schwellenländer: die Mittelschicht dieser Bevölkerung wächst durch verbesserte Ernährung und Bildung, Frieden sowie Demokratie, und Wirtschaftsprogrammen der Regierungen. Die verdienende Bevölkerung hat ein enorm großes Aufholpotential, was den Konsum betrifft: Autos, Kühlschränke, PC`s, Handys etc., und dafür braucht es nicht nur Software, sondern auch Hardware. Wußten Sie, daß z.B. in einem neuen 5-er BMW mittlerweile ca. 75 kg Kupfer enthalten sind!?
Warren Buffett, Vermögensverwalter mit genialem Näßchen und nach Bill Gates zweitreichster Mann der USA, machte Anfang letzten Jahres in der Fachpresse Schlagzeilen, als er ein Fünftel der weltweiten Produktion von Silber aufkaufte - und einlagerte. Eine der Buffett-Weisheiten: "Niemand wird reich, indem er da investiert, wo alle anderen investieren."
Das Edelmetall Gold ist ein interessantes und besonderes Thema für sich. Eindeutig ist, daß seit vielen Jahren aus unterschiedlichsten Interessen der Markt manipuliert, d. h., der Goldpreis künstlich niedrig gehalten wird - und das, obwohl der Verbrauch (!) seit Jahren höher ist, als die jährliche Neuproduktion. Wie kann das sein? Ganz einfach: die Lagerbestände werden sukzessive abgebaut. Die Bekanntmachung von solchen Verkäufen hat allerdings in erster Linie psychologischen Charakter: der geplante IWF-Verkauf entspricht gerade einmal rund 14 Tagesproduktionen, mehr nicht! Alan Greenspan, Chef der amerikanischen Notenbank, sagte vor einigen Monaten, es könnte möglich sein, daß der Preis pro Unze von - die letzten Jahre - rund 300 Dollar im Lauf der nächsten 3 bis 4 Jahre auf weit über 1.000 Dollar ansteigen könnte!
Weshalb wird manipuliert? Das Interesse von den großen, vermögenden Minengesellschaften liegt darin, neue Minen günstig einkaufen zu können - Gold wird nicht schlecht, wenn der Goldpreis steigen wird, wurde vorher noch sehr günstig eingekauft . Auch Investmentbanken, Regierungen und Broker haben die unterschiedlichsten Interessen, Details würden den (Platz-) Rahmen hier überfordern.
Wie soll also am besten in Rohstoffe investiert werden? In Aktien, da dies der einfachste, praktischste und sicherste Weg ist.

Anlagestrategien - Strategie ist (fast) alles

In den letzten beiden Abschnitten wurden die verschiedenen Trends und der voraussichtliche Megatrend "endliche Rohstoffe" genauer erklärt. Mit dem Wissen der Trends alleine ist der Erfolg aber noch nicht in der Tasche: eine vernünftige Strategie muß her! Für die AnlegerInnen, die sich nicht selbst um das Aktiengeschehen kümmern möchten, gibt es - wie zuvor schon erläutert - 2 Möglichkeiten: den Aktien-Investmentfonds und die Aktiendepotvermögensverwaltung. Hier sorgt zwar ein professionelles Aktienmanagement für den Anlageerfolg, trotzdem ist es gut, über die unterschiedlichen Strategiemöglichkeiten des Managements Bescheid zu wissen - und mit diesem Wissen dann auch die Auswahl zu treffen.

Es gibt 3 Schwerpunktstrategien: der Value-, der Growth- und der Markettiming-Ansatz, sowie als möglichen Zusatz das Ablauforientierungsprinzip. Natürlich können und werden auch die einzelnen Strategien parallel angewendet.
Der Value(="Wert")-Ansatz zielt darauf ab, unterbewertete Aktien zu finden - die dann ein dementsprechend hohes Steigerungspotential haben. "Unterbewertet" bedeutet im Fachjargon: Aktien mit einem unterdurchschnittlichem Kurs/Gewinn-Verhältnis, bzw. Kurs/Buchwert-Verhältnis. Also Aktien, bzw. Unternehmen, die mehr wert sind, als es der reine Aktienkurs anzeigt. Geachtet wird hierbei auf die "Benchmark" (=Vergleichskennziffer) vergleichbarer Unternehmen aus derselben Branche, sowie auf das Potential des Unternehmens selbst.

Der Growth(="Wachstum")-Ansatz geht weniger auf die Einzelbewertung bestimmter Unternehmen, sondern sieht in der Anlagestrategie bestimmte Märkte generell als erfolgsversprechend an: Branchen, welche ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum gekennzeichnet. Innerhalb dieser Wachstumsbranchen wird dann oft in Unternehmen investiert, die eine gute Marktposition besitzen. (Ein sehr bekannter Investmentfonds, der den Namen "Growth" enthält, ist übrigens ein value-orientierter Fonds. Der Name wurde schon in den Fünfziger Jahren gewählt, als es diese Ansatz-Unterscheidungen noch gar nicht gab).

Interessant ist nun ein Vergleich dieser beiden Strategien: welche war in der Vergangenheit erfolgreicher? Das kommt ganz auf den Zeitraum an! Lediglich im 1-Jahres- und besonders im 10-Jahres-Zeitraum waren die Growth-(="Wachstumsmärkte")Aktien erfolgreicher als die Value-(="unterbewertetes Unternehmen")Aktien; in den 5-,15- und den 20-Jahres-Zeiträumen waren die Value-Aktien wesentlich erfolgreicher! Woran liegt das? Generell ist der Value-Ansatz deshalb der erfolgreichere, da selbst in zeitweise "schlechten" oder momentan "uninteressanten" Märkten ein unterbewerteter Wert gute Steigerungschancen besitzt: denn das Unternehmen selbst ist hervorragend, mit exzellenten Gewinnen usw. Allerdings verlangt der Value-Ansatz meist mehr Know-how für die Details.
Der Growth-Ansatz dagegen kann des öfteren in den jeweiligen Branchen "Nachahmungskäufer" finden, welche sich besonders im 1-Jahresbereich auswirken. Salopp formuliert: nur wenige haben Ahnung von den Unternehmen selbst, aber "alles" stürzt sich auf die entsprechende Branche und will dabei sein. Dies bringt meist entweder nur kurzfristigen Erfolg oder aber man hat einen sehr langen Atem: im 10-Jahres-Bereich zeigen sich dann die wahren Trends und Megatrends.
Am cleversten ist natürlich folgendes: den Value-Ansatz als Sicherheitsbasis und dabei den Growth-Ansatz noch mitnehmen! Wie funktioniert das? Indem der Schwerpunkt das unterbewertete Unternehmen darstellt, und dieses zusätzlich(!) einem kommenden Wachstumsmarkt oder Megatrend angehört.
Zu den anderen Strategien mehr das nächste Mal.
Eine direkte Empfehlung zum Schluß: wer bereit ist, (evtl. sehr) langfristig anzulegen, für den könnte die Queer-Aktie interessant werden - ein gute Mischung zwischen Renditemöglichkeiten und gleichzeitiger Unterstützung der Community. 5 oder 10 Stück dürften hier interessant sein.
Petra C. Göttel

Nächster Vortrag von Petra C. Göttel: 26. September, 16.00-19.00 Uhr, Weißenburgzentrum, Weißenburgstraße 28A, 70180 Stuttgart, Eintritt: 5,- DM