|
"What keeps Holland dry? Dykes!" Das behauptete jedenfalls ein männlicher
Sympathisant auf dem Plakat, das er während des Dyke Marchs in San Francisco
am Strassenrand hochhielt. Diejenige jedoch, die inmitten der lesbischen und bisexuellen
Frauen jeder Couleur mitging, konnte leicht den Eindruck gewinnen, das Gegenteil
müsse eigentlich der Fall sein, soviel lustvolle Energie wogte durch die Menge.
Der Dyke March wird von manchen als Vorspiel zur grossen "San Francisco Lesbian,
Gay, Bisexual, Transgender Pride Parade and Celebration" gesehen. Tatsächlich
findet der Dyke March am Tag zuvor statt, hat sich jedoch in den vier Jahren seines
Bestehens zu einem grossen, selbstständigen Ereignis entwickelt.
Rasanter Zuwachs
Vor vier Jahren sammelte sich eine kleine Gruppe von knapp 100 Lesben, um eine Parade
ins Leben zu rufen, die mehr Raum und Sichtbarkeit für die Vielfalt lesbischen
Lebens bieten sollte. Wie bei den CSDs in Deutschland dominieren schwule Dragqueens
oder halb- bis ganznackte Männer die Wahrnehmung und Widergabe der Paraden in
den Medien. Neben all den für die "heterosexuelle Welt" so schrillen
Wesen gehen die angeblich biederen und langweiligen Lesben leicht unter, konzentriert
sich alle patriarchale Welt doch sowieso lieber auf Männer.
Aus den wenigen Initiatorinnen hat sich mittlerweile ein Parkfest und eine Parade
mit mehreren tausend Teilnehmerinnen und einigen Dutzend Teilnehmern entwickelt.
Die präsentierte Vielfalt lesbischen und mittlerweile auch bisexüllen Lebens
schafft eine dichte Atmosphäre von Lust, Kraft, Mut und Politik. Lesbische Mütter
gehen neben SM-Lesben, offensiven bisexüllen Fraün, überzeugten Hexen,
leidenschaftlichen Chorsängerinnen, HIV-positiven Fraün, neben schwarzen,
asiatischen, indianischen Lesben, neben transsexüllen Lesben, Hundeliebhaberinnen
und wohlhabenden Unternehmerinnen einher. Um nur einen kleinen Teil der Varianz aufzuzählen.
Tatkräftige Unterstützung
Die Teilnehmerinnen wurden kräftig von den AnwohnerInnen der durchzogenen Strassen
unterstützt. Plakate wurden aus Fenstern gehalten, durch geoeffnete Fenster
jubelten tanzende Frauen und Kinder den Passierenden zu und andere boten Einblick
in ihr Intimleben indem sie sich gleich im Fenster liebten.
Der Dyke March kann so manche Frau mit Energie für ein weiteres Jahr ohne Pride
Festivitäten versorgen. Das ist in der Tat etwas, was lesbischen und bisexuellen
Frauen hierzulande noch gut zupass käme.
Sabine Ayse Peters
|
|