kolumne

 

  Ihr Deo hat Feierabend, sie noch lange nicht  
 

Eine der ersten Erkenntnisse lesbisch-schwuler Zusammenarbeitsreflexion war: "Was die Lesben zu wenig haben, haben die Schwulen zu viel." Nämlich Sex, Faxgeräte und Duftwässerchen.


Der auffallendste Unterschied zwischen einer rein schwulen und einer rein lesbischen Kneipe ist die Zusammensetzung der Luft. Bei den Jungs riecht es meistens wie auf einem Mädchenklo während der großen Pause. Auch dort muß man direkt Angst haben, sich eine Zigarette anzuzünden, weil sämtliche Frisuren im Umkreis von fünf Metern Feuer fangen könnten.
Derlei Risiken bestehen bei den Damen eher selten. In ihrer Gesellschaft riecht es mitunter recht natürlich. Besonders im Sommer. Statistisch gesehen haben Lesben mehr Chancen zur Körpergeruchsbildung als Schwule, weil sie sich selten bis gar nicht zu anonymen Sex in Saunen und Duschen treffen. Dafür allerdings treten Lesben auch nicht so oft in Tierhäufchen, die nur in Parkgebüschen zu finden sind.


Jedenfalls bin ich zu dem Schluß gekommen, daß die Jungs nur deswegen in teuren Parfüms baden, weil sie die Unmengen an Designerfläschchen aufbrauchen müssen, solange sie noch in sind. Nach CKone, Cool Water, Obsession und Kenzo kräht doch heute kein Hahn mehr. Hennen wohl eher, denn sollten sich die Modedüfte trotz verschwenderischen Gebrauchs nicht schnell genug leeren, können sie immer noch per Care-Paket an die finanziell schwächeren Lesben weitergegeben werden.
Die haben nämlich ein Faible für Herrendüfte, derer sich die Urninge von Welt eher schämen würden. Es ist schon auffällig, auf wie vielen Frauenkörpern Axe, Gammon oder Cliff verteilt werden. Ganz zu schweigen von Toilettenwassern wie Davidoff, Adidas oder Lagerfeld Photo. Leider wurde nie die Schuldige gefunden, die behauptet hat, daß Old Spice das ultimative Parfüm für Butches ist. Was da mit einem "würzig männlichen" Geruch assoziiert wird, riecht streng genommen nach "betrunkener Papa auf Schützenfest". Fahrenheit zum Beispiel ist ein derart dominanter Duft, daß die ihn tragende Frau getrost für ein paar Tage mit dem Duschen aussetzen kann. Das merkt kein Schweinerüssel.


Und überhaupt, das tägliche Waschen! Da in einer recht naturbelassenen Hippie-Lesben-Szene Deodorants uncool sind, kommt es auf Frauenfesten trotz Zigarettenrauchs immer wieder zu Begegnungen der feinstofflichen Art, die für einige schwer zu ertragen sind. Es reicht schon eine Schwester mit nachlässiger Duschdisziplin aus, um die Abstände zwischen den Lüftungspausen deutlich zu verkürzen. Von allen Deos dieser Welt verlassen transpiriert sie sich durch die Räume, und keine traut sich, ihr schonungsvoll beizubiegen, daß sie sich geruchlich ein stückweit zu engagiert einbringt.


Die Hygienemuffel haben leider die Gabe, die eigene olfaktorische Umfeldbelästigung nicht zu bemerken. Aber macht es denn keine von denen stutzig, wenn sich wildfremde Hunde auf ihren Pullis wälzen wollten?


Bei Menschen mit Mundgeruch hilft ein einfacher Trick. Man steckt sich selbst ein Kaugummi oder Hustenbonbon in den Mund und fragt unschuldig "Möchtest du auch eins?". Schlecht, wenn diese Person gerade in homöopathischer Behandlung ist, aber meistens funktioniert es. Doch was tun, wenn es sich um veraltete Achselnässe handelt? Frau kann sich ja schlecht so lange aufs Klo stellen bis die Müffelnde vorbeikommt und ihr dann ein Mein-Bac-Dein-Bac unter die Nase halten: "Willst auch mal? Kommt echt gut!". Die Angesprochene könnte womöglich eine trockene Deoholikerin sein.
Für solche harten Fälle lockt der Naturkosmetikfachhandel mit sogenannten Deokristallen. Deren Konsistenz läßt jedoch die Problemzonen unter den Armen nach mehrmaligen Auftragen wie eine Tropfsteinhöhle aussehen. Das ist kein schöner Anblick, zumal bei vielen Lesben das Achselhaar länger als die Frisur ist.


Da lobe ich eine Bekannte von mir, die in einer Kneipe bemerkte, daß sich ihr Anti-Transpirant verflüchtigt hatte. Sie zögerte nicht und rief beherzt in die Runde:
"Ich habe hier einen Notfall. Ich brauche sofort ein Deo! Ist hier irgendwo ein Deo im Raum?" Vielleicht ist das auch ein bißchen neurotisch, aber immerhin hat sie ihre soziale Kompetenz bewiesen und dabei die Umwelt geschont.


Sicherlich gibt es auch Situationen, in denen Lesben sich nicht so sehr mit ihrer Sozialverträglichkeit beschäftigen wollen. Beispielsweise nach dem Kampfsportunterricht. Der ist ja schließlich dazu da, um andere von sich fernzuhalten. Verständlich also, daß die Feierabend-Amazonen ihre animalisch-wehrhafte Aura beibehalten wollen. Trotzdem ist der Einsatz von biologischen Kampfstoffen international geächtet. Und so sollte es auch bleiben.


Schweiß kann ja eigentlich ganz sexy sein, den darin erhaltenen Lockstoffen sei es gedankt, aber auch Pheromone haben eine Halbwertzeit. Es ist auch nichts gegen abgestandenen Schweiß als Fetisch einzuwenden, jede nach ihrer Façon, aber es gibt bizarre Spiele, von denen ich verschont bleiben möchte. Zumindest will ich noch entscheiden können, wessen Transpiration durch mein Riechorgan ins Gehirn gefiltert werden soll.


Vielleicht entdecken findige WissenschaftlerInnen, wenn sie die Suche nach dem Homo-Gen endlich aufgegeben haben, daß es anatomische Unterschiede zwischen Schwulen und Lesben auch im Nasenbereich gibt. Von Lesben ist ja bereits bekannt, daß sie schlechter hören. Warum sollen sie nicht auch andere nasale Rezeptoren haben? Das wäre doch auch ein schönes Forschungsprojekt, für das wieder Milliarden an Steuergeldern, die die AIDS-Forschung nicht braucht, verschleudert werden können.


Am Ende wird wohl dabei herauskommen, daß Nasenbetäubung die Nebenwirkung von Schwulsein ist und daß Lesben einfach anders-riechend sind.




Stephanie Kuhnen