lespress 12/97


Lesbischer Safer Sex - das größte Phantom seit es Lesbensex gibt


Die Debatte um Safer Sex bei Lesben hat allenfalls den Effekt gehabt, daß Lesben etwas mehr über Sex reden - was sicherlich nicht zu unterschätzen ist. Allerdings ist Safer Sex nach wie vor unter Lesben praktisch nicht existent. Zumindest in Berlin kenn ich keine Lesben, die konsequent Safer Sex betreiben wüden. In Deutschland gibt es nach wie vor keine dokumentierten Fälle, in denen lesbischer Sex als Ursache einer HIV-Infektion feststeht, das macht es nicht gerade leichter, den Sinn und Zweck von Saferem Sex zu propagieren.

Die moralische Frage, welches "lesbische Fehlverhalten" (Sex mit Männern, intravenöser Drogengebrauch) zu einer Infektion geführt hat, steht auch nach Jahren des Wissens um derartige Dinge noch immer im Vordergrund, so daß HIV-positive Lesben in der Szene nicht our sein können, womit weiterhin die scheinbare "Unbetroffenheit" untermauert wird. Nichtsdestotrotz meine ich persönlich, hat sich die Frage nach Latexhandschuhen und Lecklappen für Lesben erledigt. Problematisch ist immer noch der Umgang mit Menstruationsblut - wie alle sexuellen Fragen kann dies nur individuell gelöst werden und ist vom persönlichen Geschmack und der Risikobereitschaft abhängig. In Hinsicht auf andere sexuell übertragbaren Krankheiten wäre es wünschenswert, wenn alle verantwortungsvoll und bewußt mit ihrem Körper und den dazugehörigen Flüssigkeiten umgingen.


Manuela Kay, Journalistin in Berlin, machte 1992 mit anderen Lesben das Video "Du darfst" über Lesben, HIV, Moral und Safer Sex, sowie die Videos "Latex Hearts" (1993) und "Airport" (1994), die allesamt erstmals das Thema Safer Sex unter Lesben in Deutschland auf die Leinwand brachten.

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