Die Freundinnen sind am Zug!  
  Teilnehmerinnen der Fortbildung "Gewalt in lesbischen Beziehungen" diskutierten über Hilfe für Gewaltopfer
Freundinnen sollen sich einmischen, wenn eine andere Lesbe Opfer von Gewalt wird. Dies war einhellige Meinung auf der Fortbildung"Gewalt in lesbischen Beziehungen", die im Rahmen des EU- Projekts "Gewalt gegen Lesben" stattfand. Allzu häufig ist die Gewalt in der Lesbenszene noch ein Tabu. Die Folge: Wortgefechte, Handgreiflichkeiten oder psychische Druckmittel zwischen Lesben werden ignoriert. Die Gründe dafür kamen in der Diskussion zum Ausdruck: Was passiert, wenn ich eingreife - mit mir, mit der Clique? Was kann ich leisten? Will die Freundin überhaupt Hilfe? Denn manche Frauen sind enttäuscht von der Erfahrung, dass die Freundin, der sie Zuflucht und Schutz geboten haben, anderntags zur gewalttätigen Partnerin zurückkehrt.
In manchen Freundinnenkreisen wird Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung akzeptiert; sie zeichne eine "wehrhafte Lesbe" aus. Die Teilnehmerinnen der Fortbildung hielten gegen dieses Denken an: Gewalt verletzt immer die Würde und Integrität einer Person. Und Gewalt ist keine Privatsache. Sie spielt sich nicht nur in der Partnerschaft ab, sondern auch in der (lesbischen)
Öffentlichkeit - und geht deshalb alle an. Der lesbische Freundinnenkreis sei deshalb in zwei Rollen gefragt: 1. als Zeuginnen von Gewalt. 2. als Unterstützerinnen der Gewaltopfer.

Welches aber ist der richtige Weg, sich einzumischen? Die Vorschläge reichten von der Idee, die von Gewalt betroffene Lesbe direkt auf die Gewalt anzusprechen, bis hin zu Rollenspielen in Lesbenkneipen, um ein Eingreifen der Anwesenden zu provozieren. Kneipenpersonal solle Konflikte zwischen Paaren im übrigen nicht "lösen", indem es sie der Kneipe verweist. Stattdessen müssten sie interne Verhaltensregeln aufstellen, mindestens aber den Streitenden Infoblätter zu Beratungsstellen in die Hand drücken.

Die Diskussion um die Unterstützung von lesbischen Gewaltopfern durch den Freundinnenkreis war Auftakt für die Arbeit im kommenden Projektjahr. Der Schwerpunkt in 2002 lag auf der psychosozialen Versorgung durch Beratungsstellen, Frauenhäuser und Polizei. Um ihnen Wissen zu Gewalt in lesbischen Beziehungen und Anregungen für die praktische Arbeit zu vermitteln, erschien im Oktober erschien "Gegen Gewalt - Ein Leitfaden für Beratungsstellen und Polizei zum Umgang mit Gewalt in lesbischen Beziehungen".
Constance Ohms
Kontakt und Info: Libs e.V., , Alte Gasse 38, 60313 Frankfurt am Main, 069 / 21 99 97 31, daphne@lesben-gegen-gewalt.de
 
  zurueck  

www.lespress.de
© 2002: lespress-Verlag, Dyroffstr. 12, 53113 Bonn