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Theatertipp: Liebe in Zeiten der Einsamkeit

Von Kopf bis Fuß
Ein Traumspiel von Margareth Obexer, Inszenierung Petra Niermeier

"Atmosphäre ist das, was die Situation bestimmt. Die ZuschauerInnen sollen fühlen, was auf der Bühne passiert und nicht das Gesehene intellektuell verarbeiten." So beschreibt die Regisseurin Petra Niermeier die Arbeit des EnergieReSonanztheaters, das sie im Sommer dieses Jahres gemeinsam mit der Produzentin Julia Gerber gegründet hat.
Das EnergieReSonanzhteater inszeniert als neues freies, professionelles Theater in Berlin geschlechterdemokratisch und arbeitet mit der spirituellen Dimension des Menschen - mit seinen Energiefeldern und deren besonderer Wirkkraft auf der Bühne.
Vom 6. - 10. Dezember 2006 gastiert das EnergieReSonanztheater in der Brotfabrik Berlin mit dem Theaterstück "Von Kopf bis Fuß" der Berliner Autorin Maxi Obexer.
Im Mittelpunkt der traumspielartigen Handlung steht Siri, eine junge Schauspielerin, die mit ihrem Bühnenkollegen Graf Wetter Kleists "Käthchen von Heilbronn" einprobt. Während Graf Wetter meint, Siri leidenschaftlich zu lieben, gleitet diese ab in Sphären, die bisher vermeintlich Gefühltes in Frage stellen.

Einer inneren Eingebung nachgebend, verlässt Siri ihre Freunde, das Theater, ihren Liebhaber. Sie begibt sich auf die Suche nach dem, was ihr begegnen wird - unterschiedlichen Menschen, unterschiedlichen Liebeskonstrukten und den daraus resultierenden Verhaltensstrategien und Pseudoidentitäten. Und dann trifft sie auf Meret, eine junge Frau, auf der Suche nach dem spontanen Augenblick und der intimen Verführung. Doch Merets Herz ist seit langem verschlossen, während sich Siris Herz durch diese Begegnung öffnet. Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Und bringt den zentralen Aspekt des Stückes, die Dualität von Liebe und Tod, zu seiner Vollendung.

lespress befragte die Regisseurin Petra Niermeier zu den besonderen Aspekten des EnergieReSonanzTheaters.

EnergieReSonanzTheater? Was ist darunter zu verstehen?

Viele Theaterensembles haben ja eine bestimmte Ästhetik. Mein Hintergrund ist, dass mich das veräußerlichte Theater, bei dem die ZuschauerInnen formal und mental Informationen bekommen, nie interessiert hat. Da ich aus dem medialen Erfahrensbereich komme, versuche ich, einen Weg zu finden, auf der Bühne Atmosphären zu schaffen: einen Raum für dichte Energiekommunikation, in dem Gefühle und Gedanken übertragen werden können.
Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass das funktioniert, wenn ich unsere Energiefelder trainiere.

Können Sie das näher erläutern?

Es gibt neben unseren Körpersegmenten, Gesicht, Sprache, Stimme unsere Sensitivität, unser Energiefeld, das wir haben. Darüber läuft die eigentliche und nachhaltige Kommunikation unter Menschen.
Und wenn ich mich auf diese Ebene einlasse, kann ich beispielsweise auch spüren, was du fühlst und mich dem annähern, was du denken magst und umgekehrt. Über Energiearbeit u.a. kann ich einen viel intensiveren und spannungsvolleren Zustand für das Theater erreichen.
Über das Energietraining kann die Präsenz der SchauspielerInnen - die Ausstrahlung ihres Energiefeldes und damit ihrer Gedanken und Gefühle - in eine Atmosphäre hinein projiziert werden, so dass das Publikum an das Empfindungsgeschehen angeschlossen wird.

Wie arbeiten Sie mit den SchauspielerInnen, um das zu erreichen?

Ich arbeite erstmal am Fokuswechsel, am Frequenzwechsel: Meditation, Empfindungstrainings, Energietrainings, in der eigenen Präsenz - der "Geistes-gegenwärtigkeit", der eigenen Feinstofflichkeit, ankommen. Dass der Mensch ein Energiefeld, ein feinstoffliches Feld in sich und um sich herum trägt, muss erst einmal erfahren werden. Dann lassen sich kleinste Empfindungen differenziert nuancieren.
In einer weiteren Phase wird viel gegangen: Die Energie wird mit dem Körper verbunden und ausgestrahlt, in Interaktion mit den KollegInnen gebracht.

Können sich alle auf diese Art zu arbeiten einlassen?

Nein, definitiv nicht. Das ist das Schwierige und Problematische. Viele sagen, sie können und wollen es und innerhalb der Arbeit stellt sich dann das genaue Gegenteil heraus. In ihrer annähernden Vollkommenheit wird diese Arbeit erst nach 1-2 Jahren mit einem ausgewählten Ensemble funktionieren. Dies muss sich aber erst Stück um Stück finden. Und so ist Realität der Arbeit, dass manche Produktion als herkömmliche Inszenierung beendet wird - work in progress halt.
Mit der Zeit werden sich jedoch die SchauspielerInnen in unserem Theater einfinden, die ein Bedürfnis danach haben, ihre Spiritualität mit ihrer Schauspielerei zu verbinden. Dessen bin ich mir sicher.

Wie haben Sie das Stück von Maxi Obexer gefunden?

Ich fuhr des Nachts Auto und hörte ein Hörspiel von ihr und zwar "Die Liebenden".
Es ging um zwei Frauen, die aus unterschiedlichen Sichtweisen ihre nächtliche Begegnung kommentierten. Die Autorin bettet in einigen ihrer Stücke frauenliebende Liebe gleichwertig in ihre Dramaturgie mit ein. Das freut mich. Und weil ich gerade nach einem Stück suchte, bin ich auf ihr Stück "Von Kopf bis Fuß" gestoßen.
Auch hier begegnen Menschen in ihren Liebeskonstrukten einander und wieder findet eine Begegnung zweier Frauen einen gleichberechtigten Platz.

Wie ist das Bühnenbild gestaltet?

Das Bühnenbild spielt eine eher untergeordnete Rolle. Das Licht eine größere in Kooperation zu den Klangqualitäten der jeweiligen Atmosphären.
Licht und Klang sind Energiefrequenzen und werden gezielt eingesetzt.

Ist es Ihr erstes Stück in Eigenregie?

Ich habe bisher im Rheinland und im Ruhrgebiet
gearbeitet. Mit dem EnergieReSonanzTheater als neugegründetes Ensemble ist es in Berlin tatsächlich die erste Inszenierung.

Wollen Sie die Arbeit fortsetzen?

Ja und zwar weiterhin mit den Schwerpunkten geschlechterdemokratisch, mit Frauen als Themen- und Bedeutungsträgerinnen und einer gleichberechtigten künstlerischen Behandlung von gleichgeschlechtlichen und transidentidentischen Lebensweisen, sowie spirituell und politisch.

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft?

Dieses Projekt ist zusammen mit der Geschäftsführerin und Produzentin Julia Gerber ins Leben gerufen worden. Ich belebe im Moment lediglich den ausführenden künstlerischen Part. Wir beide arbeiten daran, in nicht allzu langer Zeit eine eigene Spiel- und Seminarstätte zu begründen, in der wir neben unseren Theaterproduktionen auch Seminare im Bereich Persönlichkeitsgestaltung, Amateurtheatertrainings und Inszenierungskurse (insbesondere für lesBischschwule Interessierte) anbieten können.

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Termine: 6. bis 10. Dezember
Uhrzeit 20:00 Uhr
Spielort: BrotfabrikBühne
Caligariplatz/Prenzlauer Promenade 3, 13086 Berlin
Eintrittspreise 12,- Euro; 8,- Euro (erm.)
Karten und Vorbestellung: Tel. 030 - 4 71 40 01
www.energieresonanz.de

Dagmar Trüpschuch
 

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