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In dem französischen
Spielfilm "Heimliche Spiele" visualisiert der Regisseur Jean-Claude Brisseau
seine Sexphantasien, stattet seine Protagonistinnen mit lesbischen Fingerfertigkeiten
aus und schickt sie auf Männerjagd.
Zwei Frauen stehen im U-Bahntunnel, dicht an die Wand gedrückt und
haben Sex miteinander. Vorher haben sie sich auf dem Bahnsteig - diskret aber dennoch
öffentlich - ihrer BHs und ihrer Slips entledigt. Ihr Exhibitionismus turnt
sie an, ebenfalls die geilen Blicke der Männer, die sie mit ihren Sexitüden
kapern wollen.
Denn sie sind ganz schön geil die Damen Sandrine (Sabrina Seyvecou) und
Nathalie (Coralie Revel), geil auf Geld, geil auf Ansehen und für einen gesellschaftlichen
Aufstieg geben sie alles. Alles außer Liebe, haben sie sich geschworen. Männerfang
ohne Emotionen, die reichen Kerle sollen einfach nur auf sie abfahren und das Portemonnaie
zücken. Und dafür sind ihnen keine Mittel zu billig. Sie üben Orgasmen
vorzutäuschen, sie üben devote Blicke, Exhibitionismus und lesbischen Sex.
In dieser Geschichte um Sex und Macht, werden alle Tabus und Geschmacksgrenzen überschritten.
Frauen als intrigante Wesen, schwanzwedelnde Männer, Herrscher und Gebieter,
lesbischer Sex zur Befriedigung männlicher Phantasien und für die menage
a trois, Orgien, Sadomasochismus und Inzest - nichts wird ausgelassen, leider.
Und letztendlich gehen die Frauen in ihre eigene Falle - denn sie treffen auf einen
Mann, der ihnen an Skrupellosigkeit weit überlegen ist und der die Freundinnen
- jede für sich und schließlich verfeindet -, emotional und sexuell von
sich abhängig macht.
Der Regisseur, der von sich sagt, dass er nie männliche Homosexualität
inszenieren könne, weil er keine homosexuellen Neigungen habe, und für
den es nicht nachzuvollziehen ist, wie andere Männer zu Objekten der Begierde
werden können, und der sich zudem außerstande sieht, eine Liebesaffäre
zwischen einer älteren Frau und einem jüngeren Mann zu filmen - "Ganz
einfach deshalb, weil es außerhalb meiner Vorstellungskraft liegt, dass der
Körper des jungen Mannes von der Frau als Weihnachtsgeschenk empfunden wird"
- dieser gleiche Regisseur maßt sich an, über weibliches Lustempfinden
zu erzählen und lesbischen Sex zu inszenieren. Alles schon erlebt, Brisseau?
In einem früheren Leben als Frau und Lesbe? Oder alles nur das Produkt einer
krankhaften männlichen Phantasie?
Und als zum finalen Showdown zu mystifizierender klassischer Musik die tief gedemütigte
Nathalie ihren sadistischen Ex-Liebhaber tötet, der inzwischen ihre Freundin
Sandrine geheiratet und wieder verstoßen hat, um letztendlich mit seiner Schwester
ficken zu können - kommt ein Vogel hernieder und pickt mit seinem Schnabel das
Herz aus des Dämonen Brust.
Nun ist der Mann tot, Nathalie wandert in den Knast und die frisch verwitwete Sandrine
erbt Millionen.
Und damit ist er zu Ende, der filmische Erguss des Herrn Brisseau.
Doch wer den Anspruch hat, eine ernst zu nehmende erotische Fabel zu drehen, in deren
Mittelpunkt Frauen stehen, sollte seinen Verstand erst einmal aus der Hose befreien.
Dagmar Trüpschuch |
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