Weil ich ein Mädchen...  
 


Bonbonfarben, die an der Oberfläche schwimmen

Man sollte sich von dem superblöden deutschen Titel "Weil ich ein Mädchen bin"
nicht abhalten lassen. Immerhin weist auch der amerikanische Originaltitel
"But I'm a Cheerleader" nicht zwingend auf einen Lesbenfilm hin.
In Erwägung sollte die geneigte Zuschauerin allerdings ziehen,
ob sie in einem Alter jenseits der 25 noch über die etwas platte Komik
und die Coming-out Problematik dieses Filmchens lachen kann.
Bejaht sie dies, so könnte ihr ein amüsanter und netter Kinoabend bevorstehen.

Die in Berlin bei der Eröffnung des Lesben Film Festivals vom ausgelassenen Publikum bejubelte Komödie kommt nun auch in Deutschland ins Kino. Im Trend des neuen positiven lesbischen "feel-good"-Films steht "Weil ich ein Mädchen bin" in einer Reihe mit "Better Than Chocolate" oder "Chutney Popcorn.
Die Regisseurin Jamie Babbit erzählt in ihrem Debutfilm die Geschichte des perfekten und spießigen Teenagers Megan, eine leidenschaftliche Cheerleaderin und gute Schülerin. Wären da nur nicht gewisse Auffälligkeiten, wie eine mangelnde Leidenschaft beim Küssen von Jungs, Fotos von nackten Frauen im Spind oder das Melissa Etheridge Poster im Kinderzimmer. Während Megan noch gar nichts von ihrem Coming-out ahnt, haben ihre Eltern bereits einen Aufenthalt in einem Umerziehungscamp organisiert.

Im "True Directions"-Heim soll die ahnungslose Megan auf den rechten Pfad der Heterosexualität geführt werden. Die beiden "Umerzieher" Mrs. Brown und Mike - wunderbar gespielt von Cathy Moriarty und Ru Paul - sorgen in strenger Eriehungsheim-Manier für die Durchführung des Stufenprogramms. Das Dumme an der Sache ist nur, dass Megan erst hier ihr Coming-out so richtig erfährt. Sie verliebt sich nämlich in die wahrhaft bezaubernde Mitinsassin Graham. Eine zarte Liebesgeschichte entspinnt sich und während die zunächst widerspenstige Graham versucht, krampfhaft hetero zu werden, geht Megan den Weg der hartgesottenen Lesbe. So weit, so nett.
Das alles ist kitschig-trashig in Bonbonfarben inszeniert, fast könnte ein junger John Waters für die Ausstattung verantwortlich gewesen sein. À propos John Waters, seine langjährige Mitstreiterin in elf Filmen, Mink Stole, spielt die hysterische homophobe Mutter von Megan. "Weil ich ein Mädchen bin" basiert - man mag es glauben oder nicht - auf einer US-amerikanischen Realität, in der tatsächlich Heranwachsende in Umerziehungslager gesteckt werden, um heterosexuell zu werden. Natürlich muss eine Komödie keine Gesellschaftskritik üben, zumal die Dummheit und Bigotterie der Angelegenheit klar zu Tage kommt. Aber ein bisschen mehr Tiefgang und weniger bonbonfarbene Comicszenen würden den Film nicht so sehr an der Oberfläche schwimmen lassen.
Manuela Kay

"Weil ich ein Mädchen bin"
("But I'm a Cheerleader"),
Regie: Jamie Babbit,
mit: Natasha Lyonne, Cathy Moriarty, Ru Paul, Clea Du Vall, Mink Stole, Bud Cort u.a., USA 1999,
Kinostart: 2. November

 
   
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