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Was 1994
als Hobbyprojekt auf Sylt begann, entwickelte sich rasch zu einem Geheimtipp in der
Kleinkunstszene. Und so hingen Edda Schnittgard und Ina Müller 1996 ihre jeweiligen
Berufe an den Nagel und machten sich als "queen bee" unter der Regie von
Gerburg Jahnke ("Missfits") auf, die Bühnen der Republik zu erobern.
Ulrike Anhamm sprach mit Edda Schnittgard (links im Bild).
Wie entstand eigentlich der Name queen bee? Vor einiger Zeit nanntet Ihr Euch doch
noch Queen B.
Die Geschichte von queen bee ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Anfangs
hatten wir ja noch gar keinen Namen. Aber als wir an einem Wettbewerb zum "Henner-Krogh-Förderpreis"
auf Sylt teilnehmen wollten, brauchten die Veranstalter unbedingt einen. Und weil
wir zu der Zeit das Lied "Queen Bee" von Kris Kristopherson und Barbara
Streisand sangen, haben wir uns flink für den einen Auftritt so genannt. Schwups
gewannen wir den Wettbewerb, schwups landeten wir im Sylter Meerkabarett und schwups
waren wir auf anderen Bühnen. Dann ist uns eingefallen, dass der Name vielleicht
nicht so passend ist, und sind für eine Zeitlang mit einem anderen Namen durch
die Lande gelaufen, doch alles schrie "Halt, Stopp! Die Leute kennen Euch schon
unter dem alten Namen, das geht so nicht." Weil aber alle Veranstalter das Bee
permanent falsch schrieben, also Bi, Be oder Bie, haben wir die beiden "e"s
weggekürzt und hießen von da an Queen B., woraufhin alle das "B"
deutsch aussprachen, was uns natürlich auch nicht so gefiel.
Auf Anraten unserer Anwältin ließen wir eines Tages den Namen schützen,
was wir wirklich clever fanden. Aber dann bekamen wir irgendwann einen Brief von
der EMI, der von uns unter Androhung einer einstweiligen Verfügung die sofortige
Namensänderung forderte.
Und was war der Grund für die Forderung?
Wir wären der Gruppe Queen zu ähnlich. Nun singen wir zwar keine Songs
von denen, und ähnlich sind wir ihnen ja auch nicht. Aber der EMI ging es darum,
dass eventuell die halbblinde Oma, die für ihren Enkel im Plattenladen eine
CD kauft, aus Versehen zu unserer CD greift.
Okay, also benannten wir uns wieder um in queen bee, weil bee, also Biene, ein allgemeingültiger
Naturbegriff ist, den man uns nicht verbieten kann. - genauso wie Queen Edda und
Ina, was aber nicht so hübsch klingt. Wir hatten da wohl wirklich eine heilige
Kuh angepackt, denn es gibt keine andere Gruppe auf der Welt, die sich ihren Namen
mit allen Zusätzen hat schützen lassen, wie eben Queen.
Seit wann führt Gerburg Jahnke Regie?
Seit Anfang an. Als wir uns professionalisieren mussten und es immer wieder hieß
"Ihr braucht eine Regie", haben wir zwar als große Missfits-Fans
von Gerburg sozusagen geträumt, aber natürlich nicht gewagt, sie anzusprechen.
Das hat aber jemand anderes getan und Gerburg, die uns schon kannte, sagte zu.
Und wie entsteht nun ein neues Programm von queen bee?
Bei uns geht das meist über die Musik. Wenn wir auf Tournee sind und wissen,
im nächsten Jahr wollen wir ein neues Programm machen, dann beginnen wir, nebenbei
nach Liedern zu suchen. Teilweise schreiben wir die selbst, teilweise lassen wir
für uns schreiben und teilweise covern wir ja auch Lieder. Das dauert in der
Regel ein halbes bis ein ganzes Jahr; in den letzten Monaten suchen wir dann verstärkt
und hysterisch, aber in der Regel lassen wir uns dafür Zeit. Eventuell gibt
es schon ein paar Ideen für die ein oder andere Geschichte, die wir dazu erzählen
wollen, aber das ist dann alles noch sehr vage. Schließlich nehmen wir diesen
ganzen Kram und schließen uns für sechs Wochen mit Gerburg in Lutterbek
ein.
Warum Lutterbek?
Weil es da nur Lutterbek gibt. Also ein Restaurant, Appartments, Galerie, Second-Hand-Shop
und eben auch einen Auftrittsort. Das heißt, wir haben da den ganzen Tag einen
Saal mit Flügel, wo wir proben können. Aber drumherum sind nur Ferien.
Man braucht nicht selber kochen oder putzen. Man ist in fünf Minuten an der
Ostsee, man hat keinen Handy-Empfang und man ist einfach nicht zuhause, was bei Proben
ganz wichtig ist. Und dann spielen wir Gerburg unsere Lieder noch und nöcher
vor, bis irgendwann eine Idee aus einem Lied heraus entspringt. Aus der Improvisation
ergibt sich meist eine Moderation, dazu kommen die Anekdoten. Gerburg hat es richtig
gut drauf, uns erzählen zu lassen, und einen unheimlich guten Riecher, wo eine
peinliche Anekdote liegt, die gut ins Programm passt.
Also das
meiste in Eurem Programm ist nicht erfunden?
Zu 95 Prozent sind alle Anekdoten, die wir bringen, wahr. Zum Beispiel erzählen
wir von einem Sylt-Musical. Das gibt es tatsächlich, und ich habe da mitgemacht.
Und Ina ist tatsächlich auf einem Bauernhof großgeworden.
Wie kam es zum "Quartett" mit Pigor und Eichhorn?
Wir lieben das, was sie machen, und die lieben das, was wir machen. Und so haben
wir uns privat mal hier und da kennengelernt. Dann kam es zu einer kleinen Sängerintrige:
Ina Müller und Thomas Pigor sind zusammen einen Saufen gegangen und haben dabei
ein Programm ausgeheckt. Das haben sie dann Bendikt und mir verkauft. Wir wollten
das nur als Spaßprojekt in diesem Meerkabarett auf Sylt auf die Bühne
bringen. Mal nicht queen bee sein, sondern mit anderen mal etwas anderes so zur Entspannung
und zum Luftholen. Das brachte uns dann aber soviel Spaß, dass wir eine kleine
Tour daraus gemacht haben.
Angesichts des Tourplans bleibt ja nicht viel Raum für Privatleben....
Es ist schwierig, das stimmt. Aber sowohl Ina als auch ich leben in Langzeitbeziehungen.
Und wir haben da unsere Lösungen gefunden. Ina ist zu ihrem Freund nach München
gezogen, während meine Freundin mit mir in Hamburg lebt. Das muss auch so sein,
denn wenn wir mal ein paar Tage frei haben, wollen wir auch zuhause sein. Das soziale
Umfeld, das ja ohnehin ziemlich leidet, wenn man unseren Beruf hat, geht sonst völlig
verloren. Irgendwann ruft Dich keiner mehr an, um Dich zu einer Party am Wochenende
einzuladen, weil Du ja sowieso nie kannst. Und dann liegt es an Dir, dich zu melden,
wenn Du mal wieder zuhause bist.
Es bleibt aber schwierig. Aber nun, auf der anderen Seite behaupte ich, dass es den
Menschen, der es 365 Tage im Jahr mit mir aushält, nicht gibt. Es ist immer
noch tragisch, dass man sich so selten sieht, aber das gehört dazu, wenn man
sich für diesen Job entscheidet.
Was habt Ihr für Zukunftspläne?
Wenn alles so bleibt, wie es gerade ist, das wäre schon wunderbar. Wo immer
wir hinkommen, wollen die Leute uns sehen, das neue Programm macht unheimlich viel
Spaß, und im Grunde ist es der lebendige Traum. Was will man mehr?
Fotos: Matthias Bothor
queen bee - Tourdaten in diesem Monat:
5.10.2000
Garching bei München, Bürgerhaus
6.10.2000
Schwäbisch Gmünd, Uni Park
7.10.2000
Aalen, Stadthalle
12.10.2000
Wilhelmshaven, Pumpwerk
13.10.2000
Bremerhaven, Theater im Fischereihafen
14.10.2000
Salzgitter, Kulturscheune 15.10.2000
Köln, Gloria (Köln Comedy Festival)
18.10.2000 - 21.10.2000
Bonn, Pantheon
25.10.2000
Kaarst, Albert-Einstein-Forum
26.10.2000 - 28.10.2000
Erlangen, Theater Fifty-Fifty
Weitere Tourdaten auf der Website: www.queenbee.de
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