lespress 998 Tips zu Finanzen und Versicherungen, Teil 5B

von Petra C. Göttel

  Euro-Auswirkungen  
  Am 1. Januar 1999 ist es soweit: dann gibt es den Euro! Alle Auswirkungen auf Wirtschaft, Sozialsystem und natürlich die Geldanlage sind noch nicht abzusehen - seien sie positiv oder negativ - , aber betreff der Geldanlage gibt es sehr wahrscheinliche Szenarien.
Der Euro wird kein Desaster verursachen, aber er wird ziemlich sicher eine sog. "weichere" Währung sein, d.h. eine inflationärere Währung als es die D-Mark war. Hintergrund: die meisten anderen Teilnehmerländer hatten in der Vergangenheit eine z.T. wesentlich höhere Inflation als wir mit unserer D-Mark. Dadurch muß sich nicht zwangsläufig die deutsche (Lebenshaltungs-)Inflationsrate erhöhen, der deutsche Bäcker also nicht automatisch "gezwungen" sein, die Brötchenpreise zu erhöhen. Aber: das Geld, welches in der Währung Euro angelegt ist, wird eine "innere Inflation"/ Geldentwertung haben, die von allen anderen Euro-Ländern mit abhängig sein wird (diese "innere Inflation" ist dann im internationalen Währungsvergleich z.B. mit dem US-Dollar zu sehen).
 
  Und eben diese Euro-Geldentwertung wird voraussichtlich stärker voranschreiten, als es mit ca. 3,5 % die letzten Jahrzehnte bei der D-Mark der Fall war !  
  Übrigens gab es auch schon in Deutschland in den Siebziger Jahren Zeiten, in denen die Inflationsrate bei über 7 % lag.  
Konkretes Ziel bei der Geldanlage sollte also sein, möglichst viel im Bereich der Sachwerte angelegt zu haben ! Sachwert-Anlagen sind in erster Linie: Immobilien, Aktien, Unternehmensbeteiligungen.  
  Auch Gold ist ein klassischer Sachwert, der Barren als Geldanlage-Instrument aber nicht zu empfehlen (auch wenn Gold vorauss. in den nächsten Monaten/Jahren wieder stark steigen wird), sinnvoller sind hier dann bsw. Goldminenaktien.  
  Sachwerte haben den Vorteil, daß sie inflationssicher und damit auch Euro-sicher sind - diese Sicherheit hat sich in diesem Jahrhundert schon mehrmals gezeigt !
Grundsätzlich also: raus aus den Sparbüchern, Bonussparverträgen, Festgeldern Bausparverträgen, Bundesschatzbriefen, Kapital-und Rentenversicherungen etc. - endlich rein in lukrative Geldanlagen !
 
  Allerdings gibt es auch Ausnahmen, wo in bestimmten Fällen eine Kündigung nicht sinnvoll ist, das sind aber nur sehr wenige Ausnahmen, v.a. bei Kaptial-Lebensversicherungen (KLV) und Rentenversicherungen(RV) ist es - entgegen der gängigen Meinung - in den allermeisten Fällen sinnvoll, diese zu kündigen (auch wenn natürlich die Versicherungsvertreter das anders erklären: sie argumentieren mit dem "Verlust", der bei einer Kündigung eintritt, verschweigen aber wohlweislich, daß mit dem Weiterlaufen des Vertrages - im Vergleich zu anderen Geldanlagen, die man während der gesamten restlichen Laufzeit alternativ hätte besparen können - der Verlust letzten Endes für den/die AnlegerIn wesentlich größer ist).
Wie man und frau mit Immobilien und Aktien in Sachwerte gehen kann, habe ich in früheren Teilen schon beschrieben. Eine weitere Möglichkeit und den Teil B des Themas "Lebensversicherungen" stelle ich jetzt vor, das ist die
 
  Fondsgebundene Lebens-/ Rentenversicherung  
  Zuerst die Fondsgebundene Lebensversicherung (= FLV).  
  Der Beitrag für eine Lebensversicherung wird von der Versicherungsgesellschaft immer in 3 Teile gespalten: dem Risikobeitragsteil, dem Verwaltungskostenteil und dem verbleibenden größten Teil, der Sparanteil.  
Der entscheidende Unterschied zur KLV ist nun, daß der Sparanteil bei der FLV in Investmentfonds fließt, daher auch die Bezeichnung "Fondsgebundene LV", und der größte Vorteil hierbei ist, daß i.d.R. eine wesentlich höhere Rendite erzielt wird, die locker viele Zehntausend Mark Unterschied in der Ablaufleistung ausmacht !  
  - Zu Investmentfonds generell siehe auch Teil Nr. 4 "Aktien, Investmentfonds" -
Wie viele verschiedene Investmentfonds zur Auswahl stehen, hängt ganz von der Versicherungsgesellschaft ab: von ca. 5 bis über 80, mit einigen Unterschieden hierbei, auf die ich nachher noch komme. Im Normalfall kann auch hier jeder Kunde zwischen den 3 Fondsmöglichkeiten auswählen: Aktien, Immobilien oder Renten (=festverzinsliche Wertpapiere), wobei Aktien und Immobilien - eben auch als Sachwerte, s.o. - allgemein die lukrativsten sind.
 
  1.) So kann man bei exzellenten Gesellschaften, welche niedrige Risiko- und Verwaltungskosten, sowie hervorragende Investmentfonds zur Auswahl haben, von einer Verzinsung der Sparbeiträge (= Rendite) von gut 8% ausgehen, über z.B. 25 Jahre waren im Schnitt jedes Jahr auch schon ca. 12 % möglich !
Mit einem kleinem Rechenbeispiel zeigt sich der enorme Unterschied, auch durch den Zinseszinseffekt: bei monatlich regelmäßig gesparten DM 200,- erhalte ich aus einer KLV mit einer 5%-Verzinsung (dann muß es auch schon eine gute Gesellschaft sein) nach 25 Jahren Laufzeit ca. DM 120.000,- ausbezahlt. - Betreff der Nichtgarantie dieses Betrages siehe Teil 5 A.
Rechne ich nun mit nur 8% bei der FLV, ergeben sich nach dem gleichem Zeitraum ca. DM 188.000,-, also über DM 68.000,- mehr, das ist eine Menge Geld bei monatlich nur DM 200,- !
Warum viele KLV-Gesellschaften voraussichtlich in Zukunft nicht einmal mehr die 5% erwirtschaften werden, siehe Teil 5 A.

Zudem habe ich bei Anlage der Gelder in Aktien- und Immobilienfonds nicht nur große Renditevorteile, sondern auch in inflationssicheren Anlagen gespart ! Im übrigen sind bei mindestens 12 Jahren Laufzeit die Auszahlungen - wie bei der KLV - steuerfrei.
 
  Weitere Vorteile sind:  
2.) Bei der FLV sind die Kundengelder Sondervermögen, d.h. selbst bei einem Konkurs der Versicherungsgesellschaft verliert der Kunde dadurch kein Geld. Bei der KLV dagegen zählt es zum Gesamtvermögen der Gesellschaft, im Konkursfalle ist man hier sein Geld los. Weiterer Vorteil des Sondervermögens: hier kann die Gesellschaft nichts manipulieren, bei der KLV ist das gang und gebe, weshalb die KLV auch als "legaler Betrug" bezeichnet werden darf.  
  3.) Während der Laufzeit des Vertrages ist bei der FLV eine (Teil-)Entnahme des Geldes - ohne festen Rückzahlungstermin - möglich, bei der KLV dagegen nur als zu ca. 5 - 7%-iges Policendarlehen, mit dementsprechenden Zinskosten.  
  4.) Durch die Möglichkeit einer großen Fondsauswahl kann ich mir meine persönliche Anlagestrategie zusammenstellen (lassen), die i.d.R. jederzeit kostenlos änderbar ist. D.h. z.B. ich lege in 2 verschiedenen Aktien- und 3 Immobilienfonds an, und entscheide mich in 2 Jahren alles auf Aktienfonds umzuschichten (=switchen). Die Möglichkeiten sind hier fast unbegrenzt.  
  Wer sich während der Laufzeit nicht darum kümmern möchte, zu überlegen, ob die Fonds gewechselt werden sollten, fährt mit folgender Strategie am besten: während des Großteils der Vertragslaufzeit (bei 30 Jahre z.B. 25 Jahre lang) komplett in mindestens 2 verschiedenen Aktienfonds sparen - dann ist die Wahrscheinlichkeit am größten, eine hervorragende Rendite erzielt zu haben. Wenn die Auszahlung dann zu einem fixen Zeitpunkt erfolgen soll (z.B. mit Endalter 65 Jahre), gibt es bei manchen - bisher nur sehr wenigen - Gesellschaften den kostenlosen Service der "ablauforientierten Managementstrategie". D.h. die Gesellschaft switcht während der letzten 5 Jahre Stück für Stück von den Aktien- in die Immobilien- und Rentenfonds um, dann kann selbst ein großer Börsencrash dem Geld nichts anhaben.  
  Wer keinen absolut fixen Zeitpunkt für die Auszahlung hat, kann die Gelder auch während der kompletten Laufzeit in Aktienfonds ansparen. Sollte dann gerade kurz vor Ablauf ein Aktieneinbruch oder gar ein Crash stattfinden, kann man bei den meisten Gesellschaften die Gelder noch bis zu max. 5 Jahre nach Ablauf des Vertrages liegenlassen. Oder man entnimmt sich die Aktienanteile und läßt sie sich auf ein persönliches Depotkonto bei der Hausbank gutschreiben.

Auch wenn mir trotz aller Sicherheit in den Fonds die Aktien noch zu riskant sein sollten, kann ich den Sparbeitrag komplett in Rentenfonds oder gemischt in Immobilien/Renten anlegen, und dann ggf. in einigen Jahren immer noch auf Aktienfonds wechseln.

Alle Änderungsmöglichkeiten können auch erst kurz vor Vertragsende entschieden werden, und machen die FLV zu einem sehr flexiblen Altersvorsorge- und Sparprodukt !
 
  6.) Durch den "cost-average-Effekt" wird durch die monatliche Zahlweise noch ein Bonus erzielbar: sollten die Aktienkurse zwischendurch mal unten sein, erhalte ich für die gleichen z.B. DM 200,- mehr Aktienanteile - da sie jetzt ja billiger zu erwerben sind, als bei den höheren Kursen. Bei langfristig steigenden Aktienkursen (und das ist durch den Sachwertcharakter ähnlich der Immobilie praktisch sicher) ist dies ein wünschenswerter Effekt und ein Zusatzvorteil für den Kunden.  
7.) Es wird jedes Jahr von der Gesellschaft ein Kontoauszug über den aktuellen Guthabenstand erstellt, so erhält man sehr transparenter einen Überblick der Fondsentwicklung.  
  8.) Die Todesfallsumme - und damit auch der Risikokostenteil - kann bei der FLV i.d.R. reduziert werden, bei der KLV ist dieser meistens fest oder kann ggf. noch erhöht werden. Der geringe Todesfallschutz ist dann sinnvoll, wenn man keine Familie oder Kinder etc. absichern muß, also besonders für Schwulen und Lesben noch ein weiterer kleiner Renditebonus.  
  Die FLV gibt es übrigens in Deutschland schon seit über 20 Jahren auf dem Markt. Der Punkt ist nur, daß dieser Tarif für die Gesellschaften im Vergleich zur KLV/RV relativ unlukrativ ist, und daher nur von einem Teil der Gesellschaften angeboten wird. Wahrscheinlich wird aber durch den Marktdruck immer besser informierter VerbraucherInnen in 10 bis 15 Jahren der Tarif KLV/RV kaum noch eine Chance haben - es ist zu hoffen.  
  Es gibt außer der unterschiedlich großen Fondsauswahl noch weitere Unterschiede zwischen den Gesellschaften:  
  a) Es gibt Versicherer, die nur "eigengestrickte" oder "versg.bankkonzerneigene" Fonds zur Auswahl haben, davon ist abzuraten, da hier die Unabhängigkeit der Fondsmanager gegenüber Interessen der Versicherungsgesellschaft fehlen. Generell sollten die Fonds also vollständig unabhängig sein und die Fondsauswahl aus mind. 20 verschieden bestehen.  
  b) Die Kosten für den Risikoprämienteil und vor allem den Verwaltungskostenteil sind sehr unterschiedlich. Besonders Versicherungensgesellschaften, die neben der FLV auch noch den Tarif KLV im Programm haben, und viel über sog. "Strukturvertriebe" (=große Finanzberatungsfirmen, die sich meist mehr "objektiv" oder "direkt" und unabhängiger geben, als sie in Wirklichkeit sind, und i.d.R. viele unerfahrene Berater haben, die durch schlechte Beratung viele Kündigungen und damit hohe Kosten produzieren) verkauft werden, sind von der Attraktivität her i.d. R. die Schlußlichter.  
  c) Investmentfonds beinhalten im Normalfall einen größeren Kostenpunkt, das ist der Ausgabeaufschlag, und einen kleinen, die jährliche Verwaltungsgebühr. Diese Kosten werden meistens zwischen den Fondsgesellschaftern und den Versicherern ausgehandelt. Hier gibt es ebenfalls Anbieter, bei denen der Ausgabeaufschlag schon komplett wegfällt, und damit mehr Geld für den Spartopf übrig bleibt!  
d) Immer mehr Versicherer bieten mittlerweile Nichtrauchertarife an, und damit die Möglichkeit, den Risikokostenteil noch weiter zu senken.  
  Die fondsgebundene Rentenversicherung (=FRV):  
  ist noch ein relativ neues Produkt und hat in erster Linie den Unterschied, daß keine Todesfallsumme, also auch keine Kosten für die Risikoprämie anfallen, d.h. hier noch etwas mehr Geld in den Spartopf fließt.
Allerdings hat die FRV gegenüber der FLV - aus versicherungsrechtlichen Gründen - einige erhebliche Nachteile: das Guthaben kann zwischendurch nicht entnommen werden, und üblicherweise bleibt im Todesfall dem Erben nicht das angesammelte Fondsguthaben, sondern lediglich die eingezahlten Beiträge (also ein Bruchteil) werden ausbezahlt.
Daher ist fast immer die FLV der FRV vorzuziehen.
 
     
  TIP:  
  Wer Petra C. Göttel noch nicht live erlebt hat, kann dies nun im Oktober nachholen! Die lespress-Finanzexpertin hält letztmalig für 1998 zwei Vorträge:
in Stuttgart und zum ersten Mal in Köln.
In ca. 2,5 Stunden gibt sie einen Überblick über sinnvolle und weniger
empfehlenswerte Geldanlagen, Versicherungen und Steuersparmöglichkeiten.
Besonderes Augenmerk wird sie auch auf die Auswirkungen des Euros und des
zukünftigen Aktienmarktes legen.
Die BesucherInnen ihrer Vorträge wissen bereits, daß sie die bemerkenswerte
Fähigkeit besitzt, den komplexen Finanzbereich so klar, leicht verständlich und
humorvoll(!) "rüberzubringen", sodaß auch diejenigen Zuhörerinnen alles
verstehen können, für die bisher das Thema Finanzen ein Buch mit 7 Siegeln war.
Unbedingt hingehen!

Die Termine:
Sonntag, den 18. Oktober, 15.00 Uhr in der Weissenburg, schwullesbisches Zentrum
Stuttgart, Weissenburgstr. 28A. Eintritt: DM 5,- (zugunsten der Weissenburg).

Samstag, den 24. Oktober, 15.00 Uhr in den Räumen der Pride-Company, Höninger
Weg 100, Köln. Eintritt frei.


Wer sich für ältere Beiträge von Petra Göttel interessiert, kann sie gerne bei ihr anfordern: petrac.@goettel.de
 
 

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