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Da ist es
wieder, das Sommerloch. Öffnet sein infernalisch schlucksüchtiges Maul
und lässt Flauten im Büro, Service und im Freundeskreis auftauchen. Was
tun, wenn die Freunde im Urlaub sind, wenn die Frau an der Käsetheke völlig
überfordert für ausgehungerte Kunden Gouda sägt und der Chef Arbeit
für zehn auf dich umverteilt? Glücklicherweise gibt es ja Veranstaltungen
wie Umsonst&Draußen. Ich spreche dabei nicht vom LFT, das ist bekanntermaßen
zwar umsonst, aber dafür auch kostenpflichtig&drinnen. Ich dachte dabei
mehr an die zahlreichen Musikfestivals, die einem den Sommer versüßen
und die einen ferner daran erinnern, daß der Mensch irgendwann in grauer Vorzeit
eine Bindung zur freien Natur hatte, bevor seine Sitzmuskulatur scheinbar unwiderbringlich
mit dem Bürostuhl und seine Hand symbiotisch mit der Mouse verwuchs. Umsonst
und draußen ist auch der Christopher Street Day, und selbst die Deutsche Bahn
arbeitet nun emsig an Strategien, schwullesbische Portemmonaies zu erobern, wenn
sie pünktlich zu den CSD-Veranstaltungen ermäßigte Tickets anbietet.
Und wer hätte sich nicht gewünscht, mitsamt dem verbilligten Ticket einen
Mitropa-Verzehrgutschein zu erhalten! Kann man sich über Deutschlands Homosexuellen-Politik
noch beschweren, wenn einem nun schon Mitropa-Essensmarken geschenkt werden? Wenn
das so weitergeht, bekommen wir am Ende noch das Wahlrecht und dürfen aufrecht
und ohne Leinenzwang gehen! In den USA ist das ja noch ein bißchen anders,
da werden einem nicht nur Essensmarken verweigert, sondern die Psychiatrie arbeitet
auch tüchtig daran, herauszufinden, ob sich Schwule und Lesben durch bloße
Willensanstrengung hetero machen lassen, oder ob man dazu doch hin und wieder mit
dem Elektroschocker nachhelfen muß. ÑHomosexualität ist heilbarì tönt
es dann in den Zeitungen, und alle werfen sich devot vor die Flagge und schreien
ÑGod bless America!ì Das mit dem Blessing ist in Deutschland so eine Sache. Kardinal
Meisner ist ja, wie er wieder einmal mit ungebrochener Eloquenz zum besten gab, der
Meinung daß Homosexuelle gefälligst zölibatär zu leben haben,
und daß sie keine Segnung brauchen. Lieber sollten sie ihre sexuelle Energie
auf einen erfüllenden Beruf umlenken, damit die versauten Gedanken zuhause bleiben.
Interessanterweise bezieht er dabei sein Wissen um Homosexualität nicht unbedingt
aus seinem Erfahrungshaushalt: ÑIch habe das ganze Phänomen erst kennen gelernt,
als ich Bischof von Berlin wurde. Ich wusste das früher gar nicht, nur aus Büchern.ì
Was für Bücher das waren, bleibt ein Geheimnis, aber gehen wir mal davon
aus, daß das diese kleinen lustigen Hetzschriften sind, die Bischöfe so
auf dem WC zu lesen pflegen wenn an der Kuchentafel wieder dicke Luft ist. Mit ungebrochener
Freude sollten wir aber dennoch den Sommer genießen. Ich habe feststellen dürfen,
daß glückliche Menschen viel überzeugender sind als solche mit nach
oben gereckter Faust. Wir können es ja mal versuchen.
Obsidia
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