Eine stürmische Liebe - Swept away  
 

 

1983 begann ihre Karriere "like a virgin". Als "material girl" und "lucky star" sang sie sich in so manches Frauenherz. Doch als Schauspielerin will ihr der rechte Durchbruch nicht gelingen. Die Rede ist von Madonna - Pop-Ikone und Frauenidol.
Für ihre Rolle in "Evita" (1996) konnte sie zwar noch den Golden Globe gewinnen - doch alle weiteren Preise, die sie für ihre Schauspielerei gewann, sind weniger schmeichelhaft. Handelt es sich doch um den Anti-Oscar, die "Goldene Himbeere" - eine Auszeichnung für schlechte Leistungen im Film, jährlich verliehen am Abend vor der Oscar-Verleihung. Bereits vier Mal hatte Madonna diesen Preis schon gewonnen - und eine Auszeichnung als schlechteste Schauspielerin des Jahrhunderts noch dazu. Bei der Preisverleihung 2003 stellte sie nun einen neuen Rekord auf: gleich vier Nominierungen, die sie auch allesamt gewann. Als schlechteste Nebendarstellerin erhielt sie die Himbeere für den letzten James Bond "Die another day", alle anderen Preise mit dem für insgesamt vier Himbeeren nominierten Film "Eine stürmische Liebe - Swept away", gedreht von ihrem Ehemann Guy Ritchie, das Remake eines gleichnamigen italienischen Films aus dem Jahr 1974 (Regie: Lina Wertmüller).

Madonna spielt in diesem an Sexismus kaum zu überbietenden Film die verzickte, bösartige und kaltschnäuzige Amber aus reichem Hause, die mit ihrem Ehemann und zwei befreundeten Ehepaaren, die auf einer luxuriösen Yacht eine Mittelmeer-Kreuzfahrt unternimmt. Amber dominiert über ihre Mitreisenden - allesamt blaublütige Snobs, die in Begleitung besonders dummer, pillenabhängiger und alkoholsüchtiger Frauen unterwegs sind - und kommandiert und tyrannisiert die Schiffscrew. Besonders auf den Stewart Giuseppe (Adriano Giannini), einen von Reichtum und amerikanischer Lebensart unberührten Naturburschen, hat sie es dabei abgesehen.
Wie das Schicksal eben so spielt, spült es gerade diese beiden nach einem Schlauchbootunfall an den Strand einer einsamen Insel. Während Giuseppe sich männlich-forsch als Jäger und Sammler gibt und den Kampf mit der Natur erfolgreich aufnimmt, stolpert Amber fußkrank, hungrig und durstig über die Insel, immer Giuseppe hinterher. Könnte es doch sein, dass er der Hungrigen ein Stückchen von seinem frisch gefangenen Fisch abgibt. Giuseppe erkennt darin seine Chance und dreht den Spieß von Macht und Gehorsam einfach um. Er läßt Amber für sich Wäsche waschen, erniedrigt sie in Wort und Tat, schlägt und tritt sie. Und Amber? Die vormals so Selbstbewußte erkennt ihren Ernährer als ihren "Gebieter" an und läßt sich von ihm demüigen. Die herrische, kaltschnäuzigen Society-Dame verwandelt sich in der Robinson-Situation in ein unterwürfiges Frauchen, dass zuletzt auch noch die willige und leidenschaftliche Geliebte ihres Unterdrückers wird. Danach ist für die beiden der Insel(alb)traum bald zuende - der Film aber leider noch nicht.
Zu Recht gewann Madonna hier die "Goldene Himbeere" für ihre schlechte schauspielerische Leistung. Die einzige Filmszene, der sie - und die ihr - wirklich gerecht wird, ist eine gut inszenierte Tanzeinlage. Madonna tanzt zu einem Song von Della Reeze - gewandt, verführerisch, sexy. Hier zeigt die Pop-Ikone, was eigentlich ihr Metier ist: performen und für einige Videoclip-Minuten erotische Spannung aufbauen. Doch Madonna in der Rolle einer unterwürfigen, gefügig gemachten Frau? Darauf kann die Welt verzichten!

Dagmar Trüpschuch
 
 

 

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