Wirtschaftsmotor Gay Games

 
   
  Kultur, Menschenrechtskonferenzen, Parties und natürlich der Sport selbst sind die Markenzeichen der Gay Games (http://www.sydney2002.org.au). "Veranstaltungen die Gay Games machen uns sichtbar und geben ein Gefühl von Stärke und Gemeinsamkeit. Sie bringen Energie und machen Mut", findet Bev Lange, Ko-Vorsitzende des Organisationskomitees. Die Gay Games als größtes Ereignis in Sydney seit den Olympischen Spielen vor zwei Jahren und einziges internationales Event von Rang in diesem Jahr in New South Wales (NSW) bringen aber auch Geld. In die Kassen der Hotels, Restaurants und Bars von Sydney. Die schwul-lesbischen Reiseziele in Queensland zwischen Goldküste und dem Großen Barrier Riff frohlocken angesichts der Scharen von Touristen, die sich nach einer Woche Sport, Spiel, Spannung bei Sonne, Sand und Meer entspannen wollen.

Die geschätzten 25 000 Teilnehmer und Gay-Games-Touristen werden Sydney und Australien umgerechnet gut 61 Millionen Euro einbringen, errechneten unabhängige Gutachter von der Australian Tourist Commission (ATC) und der Universität von Sydney. Nicht zu verachten auch der Faktor Arbeitsplätze. Für 1000 Jobs seien die Gay Games gut, schätzt Dr. Gary Cox von der Universität. Die ATC rechnet gar mit 2000 Stellen.

Auf den letzten Drücker scheinen auch Wirtschaftsunternehmen auf die Dollar-Lokomotive aufzuspringen. Anfang Mai ergänzte Dattatech (
http://www.dattatech.com), ein Unternehmen aus der IT Branche, die bislang überschaubare Sponsorenriege. Die Gay Games seien eine "großartige Chance der Welt zu zeigen, dass australische Technologiefirmen eine führende Position bei internationalen Sportevents einnehmen können", freut sich Dattatech-Chef Matthew Turaki. Das High-Tech-Unternehmen wird die Gay Games von Büros bis Sportstätten mit Computern und Netzwerken im Wert von 250 000 Dollar ausrüsten. Weitere Unternehmen aus der Kommunikationsindustrie als Sponsoren seien "in der Pipline", deute Lange an.

Mit Sorge sehen hingegen schwul- lesbische Tourismusexperten die Games. Hinter vorgehaltener Hand heißt es: "Das wird eine Abzockveranstaltung". Die Hotelindustrie in Sydney verlange für die Gay Games Zuschläge, wie sie zur Olympiade üblich gewesen seien. "Wir versuchen alles, die Preispolitik der Hotels positiv zu beeinflussen", versichert Rob Wardell, Präsident der "Gay and Lesbian Tourism Australia" (GALTA). Einen Trost hat Silke Bader für Kurzentschlossene parat. "Kurz vor den Gay Games werden die Preise runtergehen", ist sich die Inhaberin des lesbischen Reisebüros "Silkes Travel" sicher. Frau könne, so Silke, auf der Homepage ihres Unternehmens (
http://www.silkes.com.au) Kontaktadressen lesbenfreundlicher Hotels und Pensionen finden. Aber auch auf der Website des australischen Lesbenmagazins Lesbians on the Loose (LOTL, http://www.lotl.com), dessen Herausgeberin Silke seit zwei Jahren ist, bietet Tipps für Wohnmöglichkeiten - und mehr.
Michael Lenz
 
  Merrilee Barnes
Merrilee Barnes soll Großes verbringen. Die 34jährige Marketingexpertin ist seit Februar für die Sponsorwerbung der Gay Games zuständig. Bloß, bisher zeigten sich Wirtschaftsunternehmen wenig an den Gay Games interessiert. Ohne diese Herausforderung aber wäre der Job für die 34jährige nur das halbe Vergnügen. "Die Gay Games von Sydney sollen die Besten werden", hat sich Merrilee zum Ziel gesetzt. Beruflich sieht die leidenschaftliche Golferin Sydney2002 als Sprungbrett für ihre weitere Karriere im Sporteventbereich. "Mein größter Traum ist es, für die Olympischen Spiele 2008 in Peking zu arbeiten." Nach den Gay Games will sie erst aber einmal Urlaub auf Bali machen und dann, so hofft Merrilee, sich in den nächsten Job stürzen. Im Auge hat sie eine reine Männerveranstaltung - die "Rugby World Championship 2003" in Sydney. Zunächst aber Gay Games. Mit voller Kraft. Und fast ohne Privatleben. "An meinem ersten freien Tag nach sechs Wochen hatte ich mir eine dreistündige Schönheitskur in einem Wellness-Studio gegönnt. Das war seeehr entspannend." Den Status als Single nach der Trennung von ihrer langjährigen Lebenspartnerin möchte sie gerne eine Weile beibehalten. "Es ist wirklich schön, wieder Single zu sein. Ich genieße die Freiheit sehr und lerne mich selbst wieder besser kennen."
Michael Lenz
 
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