lespress 5/99  

top '99

     


top '99 : kaum Neuentdeckungen
Deutschlands wichtigste Frauenmesse versammelte für vier Tage das Who is
Who in der Riege weiblicher Politgrößen. Bundes- wie Landesministerinnen
gaben sich die Klinke in die Hand und taten das, was diese Messe
auszeichnete: sie redeten.


Als überdimensionales Gesprächsforum muteten
denn auch die Messehallen an, die allein vom Standbau her verrieten, wie
unterschiedlich die Ausstellerinnen und ihre Ambitionen waren.
Die Ministerien dagegen konnten unter Beweis stellen, wofür Steuergelder
gut sein können. An deren teuren Messeständen durften die BesucherInnen in
Informationsmaterial geradezu baden. Themen wie gleichgeschlechtliche
Lebensweisen, kommunale Gleichstellungsbeauftragte und regionale
Strukturpolitik wurden durch aufwendig aufbereitete Broschüren
informativ abgedeckt. Wer denn mochte, konnte sich also reichhaltig mit
diesen Werken eindecken. Auffallend viele Podiumsdiskussionen und
Workshops trugen dem Bedürfnis Rechnung, in größerem Rahmen miteinander
zu kommunizieren. So war offenbar der Schwerpunkt des Messeerfolges im Austausch zu sehen.

Darüber hinaus wurden Initiierung und Pflege von Netzwerken für viele Ausstellerinnen als wichtiger Aspekt ihrer Präsentation betrachtet. Publizierung von Arbeitsergebnissen, Öffentlichkeitsarbeit, Beratung sowie Kontakt zu anderen Initiativen und Organisationen nannte auch die Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in NRW ihr Ansinnen auf der top '99. An ihrem Stand - im übrigen der einzige, der sich ausschließlich zu diesem Thema auf der Messe angemeldet hatte - subsumierte sich eine Vielzahl
anderer Interessensgemeinschaften und Teilnehmer, vom Lesbentelefon bis zum Frauenkulturzentrum.
"Für jede Frau eine Entdeckung" versprach die top '99 im Vorfeld ihren Ausstellerinnen und Besucherinnen. Dieser Ambition wurde die Messe wohl kaum gerecht. Und es erhebt sich die Frage, welche politischen Impulse von ihr ausgehen können. Eine Forderung von Frauenministerin Birgit Fischer war, die Vergabe öffentlicher Aufträge an betriebliche Frauenförderung zu koppeln. Diese Forderung ist nicht neu und läßt sich nicht durch die Auflage von Broschüren erreichen. Information ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt aber zu hoffen, daß auf einer top 2001 kraftvollere Impulse für die deutsche Frauenpolitik gelingen.


Dagmar Toschka

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