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Interview

  QueensofSpleens In Süddeutschland haben sie schon eine feste Fangemeinde, und so langsam erobern sie sich auch den Rest der Republik:

Die Queens of Spleens, das sind Connie Webs (E-Gitarre und Gesang) und Claudia Brendler (E-Baß, E-Gitarre), mischen zur Zeit die Kleinkunstbühnen auf mit ihrem Programm "Chaos Now".

Am bekanntesten ist sicherlich die geniale Version von Frank Sinatras "My way", das die stimmgewaltige Connie nur leicht abgeändert als "My Weight" röhrt. Diese Art von Musik-Comedy ist schon einzigartig und äußerst unterhaltend.
  lespress traf sich mit den beiden im Kölner Stollwerck.  

lespress: Wie habt Ihr Euch kennengelernt?



Connie:

1989 wurde für eine Produktion im Darmstädter Staatstheater eine Frauenjazzband gegründet, wo wir dabei waren. Wir hatten unheimlich viel vor, nannten uns die United Lazy Cinderellas und hatten auch schon ein paar recht erfolgreiche Auftritte, aber dann platzte das Projekt, die Band bröselte auseinander



Claudia:

Conny und ich machten damals schon einige Anmoderationen, und wir verstanden uns ganz gut und kamen auch gut an beim Publikum. Als Conny mich fragte, ob ich mit ihr zusammenarbeiten wollte, sagte ich sofort zu.







Connie:

Ich machte damals mein erstes Soloprojekt mit Gesang und Gitarre, aber die Instrumentierung war mir einfach zu mager. Mir fehlte ein zweites Instrument. Keyboard war mir zu umständlich, aber einen E-Baß konnte ich mir prima dazu vorstellen.

 







Claudia:

Anfang der Neunziger machten wir dann unseren ersten gemeinsamen Liederabend, und die Zwischenmoderationen wurden immer witziger. Conny hatte da auch schon einige Erfahrungen gesammelt bei den damals recht bekannten und sehr angesagten Speedy Sisters, und ich meinerseits hatte auch immer mal ein paar Einlagen ausprobiert bei diversen Bands.







Connie:

Genau, wir wollten in unserem Projekt diesen Entertainment-Bereich ein wenig mehr ausbauen. So bauten wir unser erstes Programm "Wild women don't get the blues" zusammen, ab dem zweiten Programm "Sag, daß es schön ist" führte Claudia Wehner von den Mainzer Kammerspielen Regie. Und weil's so gut geklappt hat, übernahm sie auch für das aktuelle Programm "Chaos Now" die Regie.

Claudia:

Das zweite Programm hat übrigens eine hübsche lesbische Rahmenhandlung; Mabel und Ann ziehen durch die verschiedensten Filmgenres.



lespress: Ist es so, daß Ihr als Musikerinnen in der vornehmlich männlichen Jazzwelt zu wenig Chancen hattet oder auch nicht richtig ernst genommen wurdet und deshalb umgesattelt seid auf Musik-Comedy?










Connie:

Moment mal, das ist für uns überhaupt keine Frage; wir arbeiten seit Jahren als Musikerinnen und machen das auch noch weiterhin! Was wir jetzt machen, hat sich so entwickelt. Musicomedy ist nur ein Teil unserer künstlerischen Arbeit, allerdings momentan der wichtigste Bereich. Wir spielen immer mal wieder mit anderen MusikerInnen zusammen, Claudia ist im Jazz-Bereich tätig, spiel in einem Ensemble für improvisierte Musik, und ich möchte mehr im schauspielerischen Bereich arbeiten und spiele hin und wieder kleine Fernseh- und Filmrollen.

Claudia:

Wir haben beide Musik studiert, und bewegen uns nicht hobbymäßig auf diesem Markt.

lespress: Das heißt, Ihr lebt auch davon?


Connie:

Ja, natürlich. Wir sind Profis, und wir müssen nicht irgendwo anklopfen. Entweder holen wir uns die Leute, oder sie bitten uns, daß wir mitspielen. Wie auch immer, mit manchen wollen wir ja auch gar nicht spielen.







Claudia:

Parallel zur Musik-Comedy haben wir noch ein anderes Projekt, einen Liederabend mit Jazz- und Blues-Elementen, wo wir neben der Comedy auch einfach mal drei, vier Lieder hintereinander spielen können, ohne gleich immer witzig sein zu müssen. Es ist natürlich auch kein superernster Abend, aber wir können als Musikerinnen etwas mehr aus dem vollen schöpfen.





Connie:

Wir wollen eben unser ganzes musikalisches Potential auch mal zeigen - und den Blues, den wahrscheinlich jede Komikerin hat. Das geht nur in einem ernsthafteren Liederabend.

lespress: Wie wichtig ist es für Euch, mit Frauen zusammenzuarbeiten?


Connie:

Ich glaube, ich kann da für uns beide sprechen: Die Tatsache, daß ich mit Frauen zusammenarbeite, bedeutet nicht, daß ich nicht auch gute Erfahrung habe mit Musikern. Es hat sich alles eben so ergeben.

lespress: Wie erfolgreich seid Ihr jetzt? Gibt es eine deutliche Steigerung der Auftritte, ist der Terminkalender schon voll?








Claudia:

Nun, wir machen das ja schon eine ganze Weile. Viele Leute wissen, daß es uns gibt. Wir haben ja auch keine Agentur, sondern managen uns im Moment selbst, weil wir zweimal schlechte Erfahrungen gemacht haben. Wir würden diese Arbeit aber lieber heute als morgen an eine professionelle Agentur abgeben!

lespress: Noch einmal zurück zu Euer Show: Es ist ja schon bemerkenswert, wie Ihr auf der Bühne abfetzen könnt.




Connie:

Ja, man merkt schon, daß wir nicht aus einem Kammerorchester kommen, sondern aus der Rockmusik und dem Jazz. Claudia hat ja sogar schon in einer Punkband gespielt.

lespress: Ihr habt da aber so eine wunderbare Nummer mit Blockflöten - wie seid Ihr darauf gekommen?








Connie:

Erstens wäre es wirklich viel einfacher, würden wir nur Blockflöte spielen, dann müßten wir nämlich nicht immer das ganze Equipment durch die Gegend schleifen und könnten immer mit dem Zug zu unseren Auftritten fahren. Das wäre ein Traum! Aber vermutlich würde uns dann niemand mehr engagieren... also mal ernsthaft: Ich hasse es, wenn kleine Mädchen nur Blockflöte spielen! In der Regel kommen die nämlich nicht darüber hinaus.

Claudia:

Ich habe mal gelesen, daß Blockflötespielen für Mädchen verboten werden sollte.







Connie:

Ja, Blockflöte gibt einfach so wenig her - jedenfalls wie Kinder sie lernen. Es gibt ja ganz anspruchsvolle barocke und moderne Blockflötenmusik, aber die wird dann meistens von homosexuellen Blockflötisten gespielt. Allerdings ganz bezaubernd!

lespress: Hat eigentlich die Tatsache, daß eine von Euch lesbisch ist, Einfluß auf Euer Programm?








Claudia:

Nun, ich glaube, das Resultat aus dieser Konstellation ist, daß weder etwas explizit lesbisches, noch etwas explizit heterosexuelles in diesem Programm vorkommt. Im vorherigen Programm waren ja auch lesbische Figuren drin, und ich als Hetera hatte auf der Bühne auch ein Coming-Out. Das war schon lustig.








Connie:

Und umgekehrt habe ich schon mal völlig klischeemäßige heterosexuelle Rollen gespielt. Um es nochmals auf den Punkt zu bringen: Wir sind in erster Linie Musikerinnen und Entertainerinnen. Es war sehr schön, mal eine lesbische Komponente in einem Programm zu haben, aber ich sehe keinen Grund, das nun immer so weiter durchzuziehen.

lespress: Aber ein durch und durch heterosexuelles Programm ist eben auch nicht drin, oder?

Connie:

Ich würde nie ein Programm machen, in dem es nur um Männer geht, das ist schon klar. Wenn es mal um Männer geht, dann spiele ich sie oder persifliere sie.








Claudia:

Wir erleben es ja immer wieder bei den Kolleginnen, wo sich der ganze Abend nur um dieses Thema dreht, aber das ist nicht unser Interesse. Es gibt natürlich für diese Künstlerinnen ein bestimmtes Publikum, das dann auch über die Variationen der für uns eher harmlosen Männer-beim-Abwasch-Geschichten lacht. Aber unser Ding ist das eben nicht.

lespress: Gibt es ein bestimmtes Ziel, auf das Ihr hinarbeitet?



Claudia:

Nun, wir machen demnächst eine CD, aber das ist nicht unbedingt ein großes Ziel, sondern eben nur ein weiteres Stück auf unserem Weg. Wir haben kein erklärtes Traumziel, sondern wollen weiterhin gute Arbeit leisten. Wohin der Weg geht, werden wir sehen.

lespress: Tja dann: viel Erfolg!
   
  Kontakt: Tel.:06082-3303, FAX:06082-835
   
 

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