lespress0298

Madam Sir!

Jetzt ist es also 23.40 Uhr, und ich habe drei Tage gebraucht, um diesen verdammten Computer wieder dahin zu bringen, daß er das tut, wofür ich ihn gekauft habe.

Das Problem begann damit, daß Mr. Stringer letzte Woche einen Brief auf eben diesem Computer geschrieben hat. Das heißt, eigentlich dürfte daraus kein Problem entstehen; aber nachdem ich einen Tag später unseren geliebten Hausfreund namens MAC startete, mußte ich wundersame Fehlermeldungen feststellen. Um es kurz zu machen: Ich habe jetzt 18mal die Systemdaten wiederhergestellt und kann nunmehr hoffen, daß dieses vermaledeite Teil nicht schon wieder abstürzt.

Ich verstehe das wirklich nicht. Wenn ich ein Telephon kaufe und es in Betrieb nehme, dann kann ich sofort damit telephonieren. Wenn ich ein Bügeleisen kaufe, dann erfüllt dieses Werkzeug den Zweck des Bügelns. Ob ich die Falten aus dem Kragen kriege, liegt daran, ob ich mit dem Eisen umgehen kann, aber es wird heiß und tut grundsätzlich was es soll. Und auch die Toys von Inspektor C raddock und Mr. Stringer haben bis jetzt immer funktioniert. Naja, bis auf einmal am Queen's Birthday, da waren keine Batterien für diesen Vibrator zu bekommen. Aber deshalb war er trotzdem funktionstüchtig.

Aber schauen wir uns doch mal um, meine Damen, es wird doch tatsächlich alles immer mittelmäßiger. Setzen sie sich in die A-Klasse, kippen sie um, nehmen sie ein schwereres Auto der gleich Marke und fahren mit nur 200 Sachen durch Paris, müssen sie um ihr Leben fürchten. Früher schmeckten Erdbeeren im Dezember nach fauligem Pappdeckel, und heute schmecken Tomaten, Erdbeeren und Kohlrabi selbst im Hochsommer gleich und zwar nach verschimmelten Thermopapier. Und überhaupt die Jahreszeiten. Da sitzt frau also Mitte Februar in einem Café am Hyde Park und freut sich über das ungewöhnlich schöne Wetter. Die Terrasse strahlt August-Atmosphäre aus bis zu genau dem Zeitpunkt, als irgendsoeine Schabracke (bitte entschuldigen Sie den Ausdruck) den Kellner anfaucht, wieso es keinen Eiskaffee gibt. Als der mit gebremsten Schaum aber noch höflich antwortet, daß es Februar ist und normalerweise 10 Grad minus und normalerweise... ! Aber weiter kommt er gar nicht mehr, sondern wird von dieser Dame in einer Art runtergeputzt, die an dunkelste Kapitel des menschlichen Zusammenlebens erinnert.
Ist das denn noch normal? Gut, ich weiß, daß ich mich jetzt auf gefährliches Terrain begebe, denn auch wir wurden lange Zeit als unnormal bezeichnet und daraus abgeleitet diskriminiert. Jetzt ist am 8. März also internationaler Frauentag. Ja, ist daß denn normal? Oder bringt das was, um es mal sehr vulgär auszudrücken.
Gut, vielleicht zwei Zeilen im Bildschirmtext und einen Kranz vor dem Denkmal von Florence Nightingale und Rosa Luxemburg. Aber das war´s ja dann auch schon. Vielleicht noch eine Alibi-Rede einer Labour-Bürgermeisterin in London, aber dann ist das Thema bis nächstes Jahr abgewickelt. Aber ehrlich gesagt, gibt es ja auch nicht viel Grund zum Feiern oder Begehen. Denn die berühmten Frauen des Vereinigten Königreiches haben sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.

Königin Viktoria/Kaiserin von Indien, war für eine der prüdesten und restriktivsten Epochen in der Geschichte Englands verantwortlich. Wallis Simpson war zwar hartnäckig in ihrer Gattenwahl, hat dann aber herzogliche Hausfrau gespielt. Und über Frau Thatcher wäre sogar eine Bertha von Suttner zur Bombenlegerin geworden. Mrs Diana Al Fayed konnte nicht Autofahren, und die Herzogin von York macht Werbung für wheight watchers. Also, für eine Art Heldengedenktag macht das alles nichts her.

Aber vielleicht könnte der internationale Frauentag eine Art Mahnung sein. Eine Mahnung daran, daß es nicht damit getan sein kann, alle Dusselichkeiten der Männer zu imitieren und das dann mit Emanzipation zu verwechseln. Oder dämliche Betriebssysteme als Gottgegeben hinzunehmen.

Ich sage Ihnen eins: Die Frau, die es schafft, etwas völlig unmännliches, etwas friedlichen, etwas menschliches und etwas weltbewegendes zu vollbringen: die Konstruktion eines funktionierenden Betriebssystems für Computer zu vollbringen, die hätte Anspruch auf ein Denkmal. Ich sehe es schon vor mir: Die Germania auf dem Niederwald bei Rüdesheim hält drohend Windows 95 in Ihrer Hand und grollt gen Amerika, während Mrs Liberty im New Yorker Hafen nicht mehr die Verfassung in Ihrem Arm trägt, sondern ein Handbuch für Computersoftware, welches frau auch versteht.
Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen schaute übrigens immer so verstimmt auf den Meeresgrund, weil sie dort ihre Festplatte wutentbrannt hinuntergeschleudert hatte.
Und deshalb hat Bill Gates ihr den Kopf abgeschnitten.... wird jedenfalls gemunkelt.

Bis zum nächsten Mal.

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