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Vor kurzem verschwand
Bernhard Langers gelangweiltes Gesicht, das sich mechanisch zu Gott und diesem blauen
Büchlein bekannte, von deutschen Bildschirmen. Mit einem Sendeverbot wegen Werbung
für eine fundamentalistische religiöse Vereinigung wurden die unfreiwillig
komischen Spots aus den Wohnzimmern verbannt; das knapp 140 Seiten dicke Büchlein
aber ist immer noch gratis erhältlich. Falls Ihnen mal langweilig sein sollte,
werfen Sie mal ein Auge drauf und erfreuen Sie sich an den infantilen Bekehrungsversuchen
einer dem Tod geweihten Religion.
Nachdem es hiess, die DeMoss Stiftung sei von solcher Radikalität dass sie Höchststrafen
für Homosexuelle fordere und sich mit amerikanischen Schreibtischterroristen
verbrüdere, rechnete ich mit einem reisserischen Schocker. Leider wurde diese
Erwartung aufs bitterste enttäuscht, und sollte über den in diesem Buch
vielzitierten himmlischen Wolken ein Gott sitzen, so hoffe ich inständig dass
er mich für die Stunde die ich in die Lektüre dieses Werkes investierte,
einst tüchtig rügen wird.
Um die Bekenntnisse der Prominenz ist es traurig bestellt: Bernhard Langer kann sich
nichts tolleres vorstellen, als zum "Team Jesu Christi" zu gehören,
Cliff Richard spricht von "grosser Erregung" beim Beten (wo waren seine
Hände?), Britta Baldus signiert ihre Autogrammkarten, die keiner will, mit Psalmen,
und last but not least ist der irre prominente Chef der gleichnamigen Billig-Schuhfabrik
Horst Deichmann mit 188 Jahren bereit zu erkennen, dass er "nicht nur Geschäftsmann,
sondern auch Christ" ist.
Die Message ist denkbar einfach: Ohne Gott bist du ein Loser, wie eine "Rakete
ohne Düsen", wie "Charlie Brown" mit seinem "Gefühl
der Unzulänglichkeit", und wenn du dein Leben nicht in die Hände Jesu
legst, dann bist du ganz schön gearscht.
Von schreiender Komik sind dabei die kleinen Grafiken die offenbar von besoffenen
Statistikern gemalt wurden, und die Rhetorik dieser zusammenhanglosen Anekdotensammlung
ist an Infantilismus kaum zu überbieten: "Wenn ein Sandkorn ins Auge geraten
ist, braucht man den Finger, um es herauszuholen. Ein Ellbogen oder ein Fuss können
das nicht tun...Haben Sie je versucht mit dem Finger das Auge zu erreichen wenn der
Ellbogen steif war?"
Neben diesem offenbar für Extraterrestriker geschriebenen Einführung in
die menschliche Anatomie wird einem noch eingebläut, dass Gott kein "Supercop"
ist, sondern ein netter aber gestrenger Mann, der insbesondere Randgruppen wie die
"im Ehebruch verstrickte Hausfrau" retten will. Und zu guter Letzt gibtís
dann noch eine schöne Metapher vom Schaf, das um Hilfe blökt wenn es in
einen Haufen Scheisse fällt, während das Schwein sich grunzend darin suhlt.
Womit wohl wenig charmant gesagt werden soll: Seien Sie kein Schwein, sondern lieber
ein Schaf. Dann sind Sie zwar blöd und willenlos, aber wenigstens haben Sie
keinen Spass mehr am Dreck. Ja und Amen leicht gemacht. Damit Sie auch morgen nicht
mehr nachdenken müssen.
obsidia |
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