März 2000

 
  Guten Tag!  
 

Herzlich willkommen zur fünften Jahreszeit, in der sich zumindest die RheinländerInnen mit Alaaf, Helau oder Aloah begrüßen, wo ständig Bützjen eingefordert werden, tonnenweise Kamelle durch die Luft fliegen und alle irgendwie jeck sind. Die Nicht-Jecken verlassen in der Regel fluchtartig das Terrain, was jedoch immer schwieriger wird, denn - wie wir erstaunt feststellen mussten - die karnevalistischen Wogen schwappen immer mehr über das Rheinland hinaus.
Es gibt tatsächlich im Sonntagsclub zu Berlin eine Rosenmontagsparty, das MHC veranstaltet eine Karnevalsparty, und in München wurde eine Rosa Sitzung abgehalten. Ob dort nun auch die Höhenflüge des karnevalistischen Liedguts wie "Eieieieiei, jetzt kommt der Eiermann" oder "Isch bin enne Räuber" rauf- und runtergespielt werden und wie hoch der Schunkelfaktor außerhalb des Rheinlands sein kann, entzieht sich unserem Vorstellungsvermögen. Aber nun, Spaß muss sein.
Und wenn Sie unbedingt feiern wollen, dann aber bitte auch und unbedingt mit Aloah, über das Sie vielleicht zu Beginn gestolpert sind, denn Aloah ist die homosexuelle Alternative zum spießigen Alaaf und Helau. Entstanden ist dieser Gruß übrigens im Sommer anlässlich der ersten CSD-Benefiz-Gala "Laß die Sonne in dein Herz" in Köln. Moderatorin war Hella von Sinnen, die soeben von einem Hawaii-Urlaub zurückgekehrt war und permanent mit Aloah grüßte. Und weil alle dieses Aloah so toll fanden, wurde es in die Rosa Sitzung eingebaut und etablierte sich zum offiziellen Homosexuellen-Gruß auch außerhalb der fünften Jahreszeit, womit wir wieder im Sommer angekommen wären.
Aber zurück zum Karneval: Die Rosa Sitzung darf übrigens auf Beschluss des Festkomitees zu Kölle am Rosenmontagszug teilnehmen. Und das betrachten selbst wir Karnvalsmuffel mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Während es nämlich auf der einen Seite wirklich schön ist, erst skeptisch bestaunt, dann toleriert, akzeptiert, anerkannt und schließlich integriert zu werden, so kennen wir doch die Schattenseiten des gemeinen heterosexuellen Menschen, der bislang alles bei den Homos abgekupfert hat. Und es wäre doch wirklich zu und zu schade, würde dieses kleine Wörtchen zum festen Bestandteil des heterosexuellen Sprachgebrauchs werden und wir wieder einmal um einen kleinen Unterschied ärmer. Wir erheben hiermit warnend unsere Zeigefinger: Hütet Euch vor zuviel Aloah-Gebrauch in der Öffentlichkeit!
In diesem Sinne!

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