Valentinstag - Lass Lilien sprechen!

 
   
  Am vierzehnten Februar ist es wieder soweit: Die Blumenhändler reiben sich gierig die Hände, weil gelangweilte Ehemänner beschliessen, ihren alten Vetteln zuhause mal wieder eine Topfpflanze hinzustellen, und auch die Schokoladenindustrie erholt sich wieder vom Einbruch durch den Dezember-Salmonellenalarm. Dabei fragt man sich doch: Wie ist es eigentlich zu dieser Unart gekommen, seine nicht vorhandene Leidenschaft mit ein paar welken Gewächsen aus dem holländischen Bestrahlungsbunker und klebrigen Cholesterintorpedos auszudrücken als wäre es staatlich verordnet? Nun, das Elend nahm vor langer Zeit seinen Lauf, als ein vermeintlich existenter Priester namens Valentin im römischen Reich beschloss, einen Blumengarten zu pflanzen um die tagtäglichen Hinrichtungsszenarios etwas auszuschmücken. Ferner neigte er dazu, verliebt dreinschauende Pubertätsopfer christlich zu trauen, obwohl Kaiser Claudius es gar nicht so doll mit den Christen hatte. Die Quittung dafür erhielt der unbedarfte Valentinus dann auch bald, als seine Gebeine am 14. Februar im Jahre 269 nach Christus von der öffentlichen Toilette auf dem Marktplatz baumelten. Später erklärten sich dann ein paar melancholische Christen dazu bereit, ihn dafür heiligzusprechen, wohingegen heute jeder zweite Christ geneigt ist zu leugnen, dass es Valentin überhaupt gab. Das liegt wohl auch daran, dass dem Fest eigentlich die Feier der Juno zugrundeliegt, was irgendwie heidnisch und gar nicht politisch korrekt ist. Da war es üblich, dass Frauen denjenigen heirateten, der am Morgen des 14. Februar mit einem Feiertagsgrinsen vor ihrer Haustür stand. In heutiger Zeit käme das einer Katastrophe gleich, ist doch der erste den man morgens sieht, meist der Briefträger oder der Busfahrer. Das ist aber sowieso egal, da sich heute eh keiner mehr daran erinnert. Heute sieht der romantischste Tag des Jahres so aus: In der Mittagspause wird man durch ein blinkendes Fleurop-Schild daran erinnert, dass es wieder an der Zeit ist, die Liebste daheim mit Unkraut dazu zu erweichen, ihren Eingetragenen-Partnerschafts-Pflichten nachzukommen. In den USA hat der Valentinstag noch einen ungeheuer sozialen Kontext, der sich hier nur langsam durchsetzt: In der Schule lesen zahnspangen-tragende Mädchen ihre Punkte auf der Beliebtheitsskala nicht nur daran ab, wie gross ihre Gummibrüste sind und ob sie zum Cheerleader zugelassen werden, sondern auch daran, wieviele Valentinskarten sie einheimsen. Nicht selten sind sie daher das ganze Jahr über damit beschäftigt sich selbst Karten zu schreiben. Eine ungeheuer originelle Idee zum Valentinstag teilte mir mal eine Freundin mit: Sie sagte, wenn es mal wieder an der Zeit ist, eine alte Beziehung aufzulösen, müsse man einfach nur am 14.2. Lilien überreichen und die klassische Begräbnisblume würde dann schon das erledigen, wozu andere Leute vier Wochen Diskussionen, Blut und Schweiss brauchen. Von daher mein guter Rat: Frau versenken - Lilien schenken.

obsidia
 
   
   
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