Peinlichkeiten im Rückblick - Goodbye 2001

 
   
  Eine lustige Tradition ist es, am Jahresende resümierend in den Fernseher zu gucken, was denn das vergangene Jahr so an Katastrophen geliefert hat. Mit gewisser Süffisanz schaut man sich ausgemergelte Kinder, wenig orkanresistente Häuser, gemetzelte Wale und platzende Minenopfer an und schlägt sich diebisch lachend auf die Schenkel, dass man all das doch wieder überlebt hat, obwohl das Monatshoroskop einem mindestens drei mal den eigenen Tod voraussagte und man nie in die Kirche gegangen ist um die eigene Lumpenseele freizukaufen. Auch Deutschland schneidet dann bezüglich der Lebensqualität auf einmal gar nicht so übel ab, denn ausser ein paar Dauernazis und Stefan Raab haben wir an Peinlichkeiten kaum etwas zu bieten. Insbesondere im Rückblick auf das vergangene Jahr liegt das Augenmerk auf wenig erfreulichen Geschehnissen, deshalb möchte ich diese Zeilen nutzen, um Sie auf die urkomischen Vorfälle an der Christenfront hinzuweisen, die in den letzten zwölf Monaten leider oft unbemerkt durch die Medien geisterten. Nachdem im Jahr 2000 mit Erzbischof Dyba einer der letzten Inquisitoren in Deutschland das Zeitliche segnete und somit eine Schwemme homosexuellenfeindlicher Schriften urplötzlich verebbte, rechnete ich schon mit dem schlimmsten, nämlich einer "Leben-und-leben-lassen"-Mentalität. Glücklicherweise wurde ich eines besseren belehrt. Im September war es Schwester Gerlinde, eine pfälzische Biologielehrerin und "Schulschwester unserer lieben Frau", die aus den Büchern ihrer nichtsahnenden Schüler fünfzehn Seiten über die Fortpflanzung herausriss, sie anschliessend aufgrund einiger Erläuterungen zur Homosexualität sogar konfiszierte und am Ende die Türen der Schule verrammelte, nur da sie sich um die Moral ihrer Zöglinge besorgt sah. Noch härtere Geschütze fuhr der Freiburger Bischof Genoud auf, der Onanieren mit Alkoholsucht verglich, oder die Schweizer Geschäftsleute, die ein Antigaypride veranstalteten und den euphemistischerweise unter dem Namen "Marsch für die Würde und für das Leben" verkauften. Zu würdelosen Toten erklärte uns dann auch der US-Prediger und Bushförderer Jerry Falwell, der die Terrorattacken des 11. September für eine Antwort Gottes auf Abtreibung, Homosexualität und Feminismus hält und dieses auch noch öffentlich artikulieren musste, da im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ja jeder Marktschreier mit Kruzifix eine eigene Missions-Show bekommt. Möglicherweise sind viele in den letzten Monaten versucht gewesen, das Christentum mit freundlicher Erleichterung anzusehen, nachdem der islamische Extremismus so fatale Konsequenzen hat. Zur Selbstkorrektur sollte man da vielleicht doch mal einen Blick auf das Christentum und seine Kirchenlehrer werfen: "Die Frau muss das Haupt verhüllen, da sie nicht das Ebenbild Gottes ist." (Ambrosius) oder auch: "Mädchen entstehen durch schadhaften Samen oder feuchte Winde." (Thomas von Aquin). In diesem Sinne, meine Damen: Ein frohes Neues Jahr.

obsidia
 
   
   
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